Be egoistic. Don't share. -- And don't be so romantically arty!

»The task it sets itself is enormous; it wants to create from nought. Later, I expect, it will be content with less and achieve more.«

- Jose Ortega y Gasset: The Dehumanization of Art

»Has an ultimate zero point been arrived at with black paintings, white paintings, light beams, transparent film, silent concerts, invisible sculpture, or any of the other projects mentioned above? It hardly seems likely.«

- Lucy R. Lippard & John Chandler: The Dematerialization of Art

»Die Wirklichkeit schadet der Wahrheit. Und was geteilt wird, stirbt aus.«

- Tina Klopp

FÜR EIN GLEICHBERECHTIGTES STADTBILD

Man verkleidet sich als Strauch und erschreckt Hunde, die an einem das Bein heben wollen. Langfristiges Ziel ist es, dass sich in der ganzen Stadt die männlichen Hunde zum Pinkeln ebenfalls hinhocken.

WELTLITERATUR

Die großen Romane der Weltliteratur werden neu geschrieben bzw. mit neuem Cover bestückt, wobei jeweils die Geschlechter der Hauptpersonen vertauscht sind.

GEGEN SINGLE-DISKRIMINIERUNG

Man befreit Deutschlands Brücken und Geländer von den allgegenwärtigen Liebesschlössern, schmilzt die ganze Ladung ein und formt daraus einen riesigen Hundekothaufen, um auf den wachsenden Anteil der Singlehaushalte hinzuweisen, die sich durch die Liebesschlösser diskriminiert fühlen könnten.

SOLIDARITÄT

Die vierzig bedeutendsten Skulpturen der zeitgenössischen Kunst werden kopiert und an besonders arme Regionen Afrikas verteilt, wo sie an öffentlichen Plätzen aufgestellt werden.

AUCH MAL SPASS HABEN WOLLEN EINS

Man zückt bei jedem Super- oder Drogeriemarktbesuch alle nur erdenklichen Bonus, Payback- und Gutscheinkarten, lässt sich das Wechselgeld auszahlen in aberwitzigen Scheinformationen, zahlt selbst mit winzigstem Kleingeld, dass man aus einer kleinen Dose angelt, räumt die Tüten erst ein, wenn man fertig gezahlt hat, vergisst jedes Mal sowohl die Trennstäbe hinzulegen als auch das Obst abzuwiegen.

AUCH MAL SPASS HABEN WOLLEN ZWEI

Man siedelt zahlreiche Maulwurfsfamilien rund um das Gelände der nächsten Internationalen Gartenschau an. Man verrät den Kindern von Freunden, was sie zu Weihnachten bekommen. Man sagt seiner/m Partner/in, dass er/sie/es zugenommen hat.

LICHTINSTALLATION EINS

In bestimmten Städten in Deutschland wird eine ganze Nacht lang der elektrische Strom so ausgeschaltet, dass sich beim Blick aus dem All das Bild eines Sterns ergibt. Ein Astronaut macht ein Foto aus dem All.

FEIERTAG

Schaffung eines neuen Feiertags analog zu Silvester, Fasching oder Weihnachten, der den Menschen einen Tag lang ungewöhnliche Handlungs- und Kommunikationsmöglichkeiten eröffnet, um neues Verhalten einzuüben.

KONZEPTKUNST

Man beschließt, von nun an die Sockenfarbe immer exakt auf die Farbe seines Oberteils abzustimmen, nur noch in Wohnungen mit ungeraden Hausnummern zu leben und jeden Donnerstag Tiramisu zu essen - bis an das Ende seines Lebens.

GEMEINSAME DESINTERESSE VERBINDEN

Man gründet eine Offline-Partnerbörse. Sie findet alle vier Jahre während des Endspiels der Fußball-Weltmeisterschaft auf offener Straße statt.

KUNST IM ÖFFENTLICHEN FAHRSTUHL

Man bringt an Behörden-Fahrstühlen einen Knopf für ein weiteres Untergeschoss an - Keller zwei. Drückt man ihn, entsteht im Fahrstuhl die Illusion, man führe weiter hinab in die Tiefe. Zugleich werden auf die Innenverkleidung der Kabine Filme projiziert, die dem Fahrgast vorspiegeln, er sei auf dem Weg in die Hölle.

GEISTIGES EIGENTUM TOTAL WICHTIG FINDEN

Man stiehlt in Supermärkten noch nicht bezahlte, aber besonders gut bestückte Einkaufswägen und fährt selbst mit ihnen zur Kasse.

GELÖSCHTES

Man speichert ab sofort alle Worte, die man aus seinen Texten, Emails und Briefen löscht, lässt sie aus Plastik nachfertigen und sammelt sie in einem leeren Raum.

INVASIVE LANDART

Natur versus Kultur: Neubeheimatung einer Tier- oder Pflanzenart in einer ökologischen Nische, in der sich die invasive Art rasend schnell verbreitet. Innerhalb der nächsten 50 Jahren verdrängt sie die heimische Flora und Fauna und wird zur dominierenden Spezies.

KLIMAWANDELN

Man verschiebt den Sommer grundsätzlich auf die Zeit, in der die Insekten noch nicht da sind.

GEGEN DEN MIETWAHNSINN

Man begründet neue Städte, die mit Hilfe von Drahtseilen zwischen Berggipfeln aufgespannt werden und frei in der Luft schweben. Ihre Bewohner brauchen keinen Grundbesitz zu erwerben.

BEITRAG ZUR ENTSCHLEUNIGUNG

Man richtet tatsächlich ein Internet der zwei Geschwindigkeiten ein, allerdings funktioniert es so, dass Auftraggeber, Magnaten und Deadline-Kontrollowskis grundsätzlich eine um zehn Tage langsamere Daten-Verbindung zugeteilt bekommen als einfache Angestellte, Dienstboten und freie Mitarbeiter.

ALTERNATIV SEIN 1

Man bewirbt sich jeden Tag auf ein WG-Zimmer, einen Job, verabredet sich mit fremden Männern aus Dating-Portalen, meldet sich zu Aufnahmeprüfungen an oder beantragt ein Visum für ein Land, das sehr weit entfernt liegt. Man tut das ohne ernsthafte Absichten. Es geht nur um das Gefühl, nicht zu sehr auf sein eigenes Leben festgelegt zu sein.

ALTERNATIV SEIN 2

Man baut sich eine zweite Existenz in einer fremden Stadt auf, indem man sich dort eine Wohnung mietet, einen Zweitwohnsitz anmeldet und sich eine alternative Biografie entwirft, mit Freunden und Hobbys. Man will dieses Leben gar nicht wirklich führen. Es geht einfach nur darum, das eigene Leben mit mehr Mut zum Risiko anzugehen. Schließlich könnte man es im Zweifel jederzeit zu Gunsten der Alternative verlassen.

PREIS GEGEN SCHLECHTE LAUNE

Man legt so viele neue Preise, Ehrungen und Auszeichnungen auf, dass wirklich jeder Künstler, Bürger, Wissenschaftler regelmäßig mit einem versehen werden kann und vor guter Laune gleich viel netter zu seinen Mitmenschen ist.

ZEITGENÖSSISCHE ESOTERIK

Um die gesellschaftlichen Milieus besser zu durchmischen, entwickelt man zeitgenössische, esoterische Produkte für ganz neue Zielgruppen, für Computernerds, Outdoor-Freaks, Hartz IV-Empfänger oder Manager zum Beispiel. Darunter den vom Dalai Lama geweihten, sanfter strahlenden WLAN-Router, das "Zarte-Kerle-Navigationsgerät" mit Sinnsuchoption, ein Perlen-Glücksbändchen gegen Arbeitsamt-Sanktionen oder den Hedge-Fonds auf Basis von Numerologie und Kabballa.

GEMÜSESCANNER FÜR EINKAUFSTÜTEN

Man blendet am Ausgang von Lebensmittelgeschäften zu jedem Kunden den prozentualen Tier-Anteil seines Einkaufs ein, so dass ihn alle Veganer in der Schlange hinter ihm wahlweise ausbuhen oder auch mal körperlich bedrohen können. (Bei sehr hohem Fleischkonsum zusätzliche Ton- und Lichtelemente denkbar.)

NETZKRITIKERN LYRIK UNTERJUBELN

Man lässt Ausschnitte aus Mitfahrgelegenheiten, WG-Angeboten und Online-Dating-Portalen automatisch von Google ins Japanische übersetzen und dann wieder zurück ins Deutsche. Die Resultate sendet man an alle bedeutenden Poetik-Wettbewerbe, Literaturagenten und Lyrik-Verlage des Landes.

ANBIETERWECHSEL

Man ermittelt die Punkte innerhalb von Städten, Parks, Verkehrsknoten, Ausstellungen usf., an denen sich die meisten Themen-Wanderwege, Bildungsreisen, Audio-Führungen und Städtetrips kreuzen und formuliert passende Überleitungen, damit man dort von einer Tour nahtlos in eine andere überwechseln kann.

FLENSBURGER SCHULE

Die Fotoausstellung besteht einzig aus Bildern von verlorenen Radkappen, aufplatzendem Asphalt, zufällig herumfliegendem Müll, streunenden Tieren und verwehten Pflanzenpollen, die man aus Blitzanlagen der Polizei heraus gemacht hat, wenn endlich länger mal kein Auto vorbeigekommen ist.

AUCH FLENSBURGER SCHULE

Anlässlich der 40-Jahr-Feier zum Bestehen des Flensburger Punktesystems bekommt jeder Autofahrer von der Verkehrssünderkartei einen handsignierten, gerahmten Abzug seines schönsten Blitzerbildes. Außerdem werden unter allen Sündern zwei Abschlepp-Joker, ein Überall-Anwohner- und zwei Behinderten-Ausweise verlost.

OBJEKTIVE KRITIK

Anstatt subjektive Kritiken über Theaterstücke, Bücher, Platten oder Filme zu schreiben, bilden Zeitungen künftig einfach Fotos von zufriedenen Käufern/Zuschauern/Rezensenten ab. Dann kann jeder selbst entscheiden, ob er gerne zu dieser Zielgruppe gehören möchte.

ARTSPOTTING

Man bietet einen Service, mit dem man völlig sinnloserweise den bundesweiten Versand von Kunstwerken zwischen den Museen, Sammlern und Galerien mitverfolgen kann, inklusive aller DHL-Benachrichtigungen ("hat Lager verlassen", "wurde beim Nachbarn abgegeben", "14 Tage lang nicht abgeholt, zurück an Versender" usw.).

LESER-JOURNALISMUS

Man bietet einen personalisierten Service für den Leser von Online-Medien, etwa in Form einer kleinen Glosse rechts neben der Wetterspalte, geschrieben von seinem Lieblingsredakteur, basierend auf allen Daten, die dank Handy- und Computernutzung über ihn ermittelt werden konnten (ein kleiner Schüttel-Reim auf seine peinlichsten Suchbegriffe, ein Best-of der unabgeschickten Mails aus dem Gmail-Entwürfe-Ordner, Schnapp-Screenshots von Skype-Chats oder Überwachungskameras, per Praktikanten-Hand colorierte Bewegungsprofile). Im Abo-Modell zusätzlich: Das digitale Horoskop. Auf Grundlage der Daten-Analyse ermittelt es sein künftiges Verhalten.

BRANCHEN-CHARAKTER

Man stellt in Mitarbeiterküchen-Kühlschränke unterschiedlicher Branchen (Uni, Verlag, Bank, Lehrerzimmer, Steuerbehörde, Schlachterei usw.) einen bereits geöffneten Liter Vollmilch, versehen mit einem Klebezettel "Bitte nicht immer alles wegtrinken!" Nach drei Tagen macht man ein Foto von der Milchpackung, nach Branche sortiert und rot markiert die verbliebene Füllhöhe.

INTERDISZIPLINÄRER ARBEITEN

Um ein wirklich belastbares, anschlussfähiges Gedankengebäude zu errichten, bittet man diverse Handwerksdisziplinen um Hilfe - Zimmermänner, Klempner, Bauzeichner, Gebäudemanager, Reinigungskräfte usw.

FLATRATE FÜRS LEBEN

Künftig hat man mit Eintreten der Volljährigkeit einmalig im Leben die Option, eine "Dauer-Flatrate für Alles" zu buchen. Damit willigt man ein, für immer auf 75 Prozent seines Einkommens zu verzichten. Statt sich weiter mit Entscheidungen über Frühbucherrabatte, Verträge, Tarife oder dem Lesen von Produktrezensionen zu quälen, bekommt man dann im Gegenzug ein Dauerabo für Versorgung, Mobilität und Unterhaltung, kann also einfach alle Busse, Bahnen, Kinos, Museen und Supermärkte seiner Wahl benutzen.

RÜCKVERFOLGUNG

Man bezeichnet sich als Demokratie-Opfer, fertigt Nachbildungen hiesiger Folterinstrumente an (z.B. Wahlurnen, Singlewohnungen, Konsum, Internet, Sozialversicherungen für alle) und bittet in der Hoffnung, dort eine ähnliche Karriere zu starten wie hier Ai WeiWei, in China um künstlerisches Asyl.

WEITER DIFFERENZIEREN MÜSSEN

Analog zu Handy- und Ruhezonen im Zug richtet man auch Sitzzonen ein für Menschen, die die Realität für grundsätzlich erkennbar oder für primär konstruiert halten; für Menschen, die eher linke oder rechte Parteien wählen; die sich im Zweifel lieber von ihren Ängsten oder von ihren Hoffnungen leiten lassen.

SICH EIN GUTES BEISPIEL NEHMEN

Man gründet eine Beratungsfirma, bei der Übergewichtige von Magersüchtigen, Sportmuffel von ADHS-Patienten, Traumatisierte von Demenzkranken, Bankberater von Trickbetrügern, Frauen von Männern usw. geschult werden.

META-SUPER-SHOW

Man startet eine Sendung nach dem Muster der Castingshow, nur dass sich darin Starjournalisten, Showmaster und Philosophieprofessoren mit ihren Konzepten für die nächste große Samstagabend-Unterhaltung bewerben können. In der Jury sitzt die Unterschicht. Keine der Ideen wird jemals umgesetzt.

BONI ZUR KRITIKVERBESSERUNG

Alle Literaturkritiker, die Sibylle Lewitscharoff schon vor ihrer Dresdner Rede schlimm fanden, bekommen eine kräftige Bonuszahlung; finanziert vom Gehaltsverzicht derjenigen Rezensenten, die sie bislang nach jeder Preisverleihung brav gelobt haben. Künftig gar kein Geld mehr für Buchrezensionen aber bekommen alldiejenigen, die sie früher stets positiv besprochen, ihr neuestes Buch jetzt aber verrissen haben.

ABSCHRECKENDES MEDIUM

Man füllt eine Zeitung oder Sendung einzig mit den Ergebnissen einer Recherche, in der man Medienvertretern, Politikern, Firmen, Wissenschaftler, Institutionen usw. erfolgreich unmoralische Angebote unterbreitet hat (z.B. 5.000 Euro für einen gefälligen Seite-3-Artikel; Luxusurlaubsreisen für die Vermittlung politischer Kontakte; Entsorgung von Milchkonserven aus Fukushima in Form von Babynahrung; Spenden an die Uniklinik als Dank für Spenderorgane an Diktatoren-Familien usw.). Ziel ist es, dass das Medium aus Mangel an Inhalten mittelfristig eingestellt werden muss.

MEDIENFÖRDERUNG

Damit die Zeitungen mehr Platz haben für das aktuelle Kulturprogramm, Börsenhinweise und Todesanzeigen, lässt man jetzt schon mal einen Artikel verfassen, der alle Warnungen, Thesen und Visionen in Bezug auf die gesellschaftsverändernde Wirkung von Google Glass zusammenfasst, und zwar von den zehn Autoren, die schon für Google Streetview die realistischste Einschätzung geliefert haben. Den Link gibt's auf der Google-Startseite zum honorarfreien Abdruck.

VERTRAUEN BILDEN

Man überprüft alle möglichen Maßangaben im öffentlichen Raum, misst zum Beispiel die Geschwindigkeiten von Sekundenzeigern an Bahnhofsuhren nach oder maximale Durchfahrtshöhen, die Entfernungsangaben auf Hinweisschildern, belegte Plätze in Parkhäusern, die Größen von Kopfkissenbezügen im Einzelhandel, Füllmengen in Konservendosen, Kalorienangaben auf Chipstüten, überprüft die maximale Belastungsgrenze von Fahrstühlen, Radarfallen und den Waagen bei der Deutschen Post o.ä.

HIRNFORSCHUNG

Man erledigt ein Jahr lang alle Hausarbeit mit links (bzw. Linkshänder mit rechts) und schreibt jeden Tag ein Gedicht, um später dokumentieren zu können, wie man sich dadurch verändert hat.

WILLENSFREIHEIT

Man begeht gezielt eine Straftat, um daraufhin in der Ruhe des Gefängnisses seine Doktorarbeit oder seinen Roman endlich zu Ende schreiben zu können.

ELEVATION

Um der gestiegenen Lebenserwartung der Menschen Rechnung zu tragen, fügt man allen bislang üblichen Zertifikate noch eine weitere Schwierigkeitsstufe hinzu, also z.B. nach Doktorarbeit und Habilitation erfolgt die Elevation, (die mindestens 10 GB umfassen und in einer fünftägigen Marathonsitzung vor dem Nobelpreiskommittee verteidigt werden muss); gleiches gilt für Angelscheine, Schwarze Gürtel, Bahnkarten, lebenslängliche Haftstrafen, Kulturpreise, Geburtsurkunden usw.

LITERATURPREIS-DETEKTOR

Man entwickelt einen Literatur-Schnelltest, der allein anhand von muffigen Gesichtszügen, Kleidungsstil, Frisur und den erhaltenden Literaturpreisen auf langweiliges Wortgeschwurbel und hausmütterliche Überzeugungen schließen hilft.

STIMMUNGSBAROMETER

Man ermittelt die Lebensqualität in deutschen Städten, indem man zwölf Stunden lang konsequent den Fahrradweg auf der falschen Seite befährt, sein Auto an jeder grünen Ampel abwürgt und alle automatischen Drehtüren benutzt, wobei man unerlaubterweise so gegen das Glas drückt, dass sie kurz angehalten wird. Der Schlechte-Laune-Faktor einer Stadt errechnet sich daraus, wie oft, laut und unflätig man dafür angeraunzt wird.

PFLANZENVERSUCHE

So wie Brunnenkresse neben dem Wlan-Router offenkundig deutlich schlechter gedeiht (http://abcnews.go.com/blogs/technology/2013/05/can-wifi-signals-stunt-plant-growth/), testet man, ob sie auch neben bestimmten Menschen schlechter wächst, zum Beispiel neben Immobilienmaklern, Politessen oder Finanzbeamten.

EINE VERKLEIDUNG SEIN

Statt weiter vergeblich über ein gutes Kostüm nachzudenken, bittet man umgekehrt einen anderen Menschen, sich als Stellvertreter zu verkleiden, schickt dann seinen Doppelgänger zum Karneval und lässt sich im Nachhinein berichten, was man dort alles erlebt hätte.

OFFEN FÜR NEUES SEIN

Man designt neue, vielversprechende Produkte, von denen man jetzt noch nicht weiß, wann und wozu die Menschheit sie einsetzen könnte.

ÜBER KUNST SPRECHEN

Man hängt und betitelt Kunstausstellungen in bedeutenden Sammlungen ausschließlich nach dem Zufallsprinzip. Dann prämiert man Besprechungen in Kunstzeitungen, die besonders auf die kuratorische Leistung eingehen und möglichst viele Zusammenhänge und Logiken in der Ausstellung entdeckt haben wollen.

DIE PRODUKTE DER TREULOSEN

Man schaut, welche Handys und Bücher die Leute bevorzugen, die auf Amazon und Ebay besonders schlechte Bewertungen erhalten - etwa weil sie die Produkte zu spät losschicken oder gar beschupsen - und erstellt daraufhin eine Charakterologie der Handymarken und Literaturvorlieben.

MAXIMAL DEMOKRATISCH SEIN

Man gründet eine Partei, die verspricht, immer jeweils die Programmpunkte umzusetzen, die den Umfragen zufolge den Interessen der Mehrheit entsprechen, - also so was wie Steuersenkungen für die Babyboomer, eine Autobahnmaut für Schweizer, statt Wetten Dass?? öffentliche Hinrichtungen von Kinderschändern, Kreuzfahrtflatrates für Menschen ab 65 usw.

DIALOGVERBESSERUNG

Man bietet für eher wortkarge Paare zum Valentinstag vorgefertigte Skripte aus den besten Liebesromanen, Songs und -Filmen, bereits nach Tageszeit, Lifestyle und Anlass geordnet.

HOMESTORIES

Man sucht die privaten Wohnhäuser von Spitzenpolitikern auf, fotografiert sie und entwirft dann Modelle in der Art von Puppenhäusern. Darin stellt man dar, wie ihr Haus von Innen eingerichtet sein könnte. Dabei lässt man sich zunächst von den typischen Spiegel- und Bunte-Artikel über die Porträtierten inspirieren und schaut dann auf Amazon, was diese Kunden noch gekauft hätten.

FINDERLOHN

Man schreibt einen Wettbewerb aus. Es geht darum, ein beliebiges Sujet aus dem Weltdinge-Gesamtbestand zu finden, das noch nie in den Kunstkontext gezerrt und als solche ausgegeben wurde.

ZEITGENÖSSISCHES THEATER

Man lädt alle Steuersünder, die über die Verletzung ihres Bankgeheimnisses sehr betrübt sind, zu einer kostenlosen Theaterperformance in die Agentur für Arbeit. An diesem freiwilligen sozialen Tag dürfen sie sich einmal allen Offenlegungs-und Sanktionsprozedere unterziehen, die üblicherweise von Hartz-4-Empfängern verlangt werden.

RUSSISCHES ROULETTE

Eine Gruppe abenteuerlustiger Freiwilliger lässt von einem Computerexperten alle die Emails auf ihren Rechnern rekonstruieren, die sie einst geschrieben, dann aber doch nie abgeschickt und lieber wieder gelöscht haben. Von diesen Mails wird nach dem Zufallsprinzip dann jeweils eine doch an den ursprünglich vorgesehenen Empfänger verschickt; alle Antworten werden dokumentiert.

FAHRKÜNSTE

Man entwickelt einen Ethik- und Styleunterricht für Fahrschulen, der künftig von allen (oder eventuell auch nur konfessionslosen) Menschen zusätzlich zur Führerscheinprüfung mit einem Test abgeschlossen werden muss und der, um das Straßenbild insgesamt zu verbessern, diverse Fragen zur geschmackvollen Automarke, zur Verwendung von Duftbäumen, Aufklebern und Aufbauten sowie insgesamt zu lässigerem Rumkurven beinhaltet.

EXPERIMENTELLER KAPITALISMUS

In diesem Jahr düfen nur Journalisten Chefredakteur werden, die schon wieder ihre VG Wort Meldung vergessen haben; Ministerposten gibt es nur für Parlamentarier, die an der Uni anständig beschubst und gemogelt haben; es wird ein Verpflichtendes Soziales Jahr für Führungskräfte in Finanzberufen eingeführt; die Studienplatzvergabe erfolgt 2014 nach dem umgedrehten NC-Prinzip und Männer haben ab sofort Anspruch auf den doppelten Erziehungsurlaub.

UNSER NACHBAR SOLL SCHÖNER WERDEN

Man besetzt den vorhandenen Wohnungraum in einer Stadt noch einmal völlig neu, und zwar in Form von Netzwerken, die echte Freundschaften, ähnliche Lebensrhytmen und Fahrtzeiten zu Lieblingskneipe und Fußballverein besser abbilden.

LUXUSPROBLEME

Man richtet eine Problem-Seelsorge ein, die reichen, bis über beide Ohren glücksverwöhnte Menschen für viel Geld maßgeschneiderte Luxusprobleme verkauft.

FLASHMOB FÜR KALTE TAGE

Anstatt sich draußen zu treffen und zu frieren, verabreden sich heute Millionen von Zuschauern um 20 Uhr vor den Fernsehbildschirmen. Ziel ist es, den Nachrichten-Moderator allein durch Bündelung kollektiver Gedankenkraft zu einem Versprecher zu bewegen.

KUNSTVERBESSERUNG

Man verschickt an Künstler, von denen man sich dringend mehr Romane, Werke und Filme wünscht Fußfesseln, Netzsperren, dicke Haustürschlösser, während man all die Überschätzten und Vielschreiber, die öffentliche Gelder verschwenden und Aufmerksamkeitskanäle verstopfen mit kostenlosen Highspeed-Internet, Escortservice und DVD-Paketen versorgt.

MUSTERERKENNUNG

Man sammelt eine Woche lang alle verfügbaren Daten über sich selbst, die sich in Länge, Richtung und Farbe übersetzen lassen, also notiert z.B. die Zahl aller vormittags gesprochenen Wörter; die Länge seiner Fußnägel von groß nach klein; die Zeiten, die man zum Beantworten einer Mail, zum Staubsaugen und Zähneputzen braucht; die Farben aller verspeisten Lebensmittel und mit wie vielen Linkshändern man in dieser Zeit gesprochen hat. Daraus entwickelt man ein Schnittmuster und näht sich daraus einen neuen Sofabezug.

DIE KRITIK IN WORTE FASSEN

Um den amerikanischen Schnüffelbehörden das Leben zu erschweren, schafft man überall Englisch als erste Fremdsprache ab und unterrichtet stattdessen Plattdeutsch, Bayerisch usf.

LEBENSVERÄNDERNDE MASSNAHMEN

Man beschließt, ab sofort und für immer auf ein bestimmtes, häufig benutztes Wort zu verzichten, z.B. auf das "auch", und ermittelt dann, was sich dadurch verändert.

HEIMWERKER-NSA

Man installiert Türspione nicht nur in die Türen zum Hausflur, sondern auch in die Trennwände zu den Wohnung rechts/links/oben/unten, um häuslicher Gewalt und der zunehmenden Anonymität in der modernen Gesellschaft zu begegnen.

AMAZONISCHES ROULETTE

Man bietet eine Lotterie an, die daraus besteht, dass unter den Teilnehmern einmal im Monat per Zufallsprinzip alle Postsendungen vertauscht werden. Die Päckchen dürfen von ihren neuen Besitzern geöffnet, behalten oder auch beantwortet werden.

KOMPENSATIONSKUNST

Man malt Bilder, schreibt Geschichten und dreht Filme speziell für Tierquäler, Verschwendungs- und Fresssüchtige, Rumstänkerer, Frauenverachter, Drogenabhängige usf., um sie an der realen Ausübung ihrer Gelüste zu hindern.

MUT ZUR LÜCKE

Man übt sich in der Kunst der Auslassung, zum Beispiel, indem man Überraschungseier ins Sortiment schmuggelt, die innen leer sind, oder Krimis, auf denen die letzte Seite fehlt, oder indem man zu Ausstellungen in besonders schöne Museen lädt, die man vorher ausgeräumt hat usw.

OPTIK UND TON WIEDER IN EINKLANG BRINGEN

Man ermittelt die Stadtteile, die an Silvester die höchsten Dezibelmarken erreichen und bedeckt sie am nächsten Morgen mit den entsprechend tiefen Aufklebe-Kratern.

ANTIWERBUNG

Man druckt virale Werbebotschaften auf Grippearzneien, Behördenbriefe, Gefängniskost und an die Zimmerdecken über Zahnarztstühlen.

WAHRER WOHNEN

Man stattet deutschen Design-, Mode- und Ästhetikgrößen unangekündigte Hausbesuche ab und fotografiert ihre schmuddeligen, unaufgeräumten Wohnungen. Die Ausstellung der Bilder findet im Internet statt, nach Städten und Größe sortiert in den entsprechenden Immobilienbörsen.

SCHLECHTERDINGS

Man ermittelt die Gegenstände, die schon im Handel am wenigsten gestohlen werden, die ständig liegengelassen und dann fast nie aus dem Fundbüro wieder abgeholt werden und entwickelt für sie eine liebevolle Imagekampagne.

DIE LIEBE ENDLICH IN MISSKREDIT BRINGEN

Man verstopft im großen Stil neuralgische Punkte der Stadt - Drehtüren, Straßenkreuzungen und U-Bahnzugänge - mit sich küssenden Liebespaaren.

FÜR FETZIGERE HOMEVIDEOS

Vorgeblich, um es frühzeitig gegen den Konsumwahn zu wappnen, schenkt man allen seinen Kindern teure Konsumgegenstände - nur dem Kind, das man am wenigsten mag, überreicht man stattdessen selbstgemalte Bilder, Vollkornkekse und Selbstgedichtetes. Der weitere Verlauf des Heiligen Abends wird auf Video festgehalten.

MEDIENNUTZUNGSFORSCHUNG ZWEI

Man testet in halbvollen ICEs, welche Titel am zuverlässigsten dafür sorgen, dass sich Zugestiegene nicht auf den freien Platz neben einen setzen: Halblauter Kinderkanal auf dem iPad, Techno über Kopfhörer, ein Sachbuch mit dem Titel: "Das hilft gegen Mundgeruch" oder der neue Roman von Martin Walser.

DEM KAPITALISMUS EIN SCHNIPPCHEN SCHLAGEN

Man überweist seiner Bank Geld, bringt Produkte in den Supermarkt, telefoniert mit seinem Mobilfunkbetreiber, kauft während der Urlaubssperre Auslandsreiseversicherungen und ersteigert seine eigenen Sachen, nur damit Ebay die Auktionsgebühren erhält.

MEDIENNUTZUNGSFORSCHUNG

Man trägt unterschiedliche Adaptionen des gleichen Themas als Buch, Oper, Hörspiel, Theaterstück oder Film vor. Gewonnen hat das Format, bei dem die Testpersonen im Schlaflabor die tiefsten Schlafphasen erreichen.

SPRICHWÖRTER ERNST NEHMEN

Heute: "Der Weg ist das Ziel." Man vertauscht über Nacht alle Straßenschilder, engagiert Hunderte Schauspieler, die Passanten grundsätzlich den falschen Weg erklären, hackt die Navigationssysteme von Taxen, überklebt Fahrpläne mit falschen U-Bahnhaltestellen und wechselt alle Klingelschilder von Erd- gegen die von Dachgeschosswohnungen aus.

FÜR MEHR ABENTEUER IM ALLTAG

Man stattet Getränke-, Geld- und Fahrkartenautomaten mit der Option "Zufallswahl" aus.

EFFIZIENZ

Um Gebühren zu sparen, begnügt sich die ARD künftig mit einem einzigen Schauspieler für Ermittlerteam, Täter und Leiche. Nach Vorabendserie und Tatort spricht er auch noch die Nachrichten und sagt das Wetter an.

KRIEGSKUNST

Man rekrutiert eine Privatarmee aus Menschen, die gerade die Diagnose erhalten haben, unheilbar erkrankt zu sein. Mit ihrer Hilfe tötet man Diktatoren, spioniert Firmen aus, die ihre Mitarbeiter schlecht behandeln und nimmt Riesenkredite bei Geldinstituten auf, um das Vermögen an arme Menschen umzuverteilen.

KÜNSTLERISCHE FORSCHUNG

Man verpflichtet verliebte Menschen auf der ganzen Welt zur Teilnahme an einer Fotoausstellung mit dem Titel "Auf den ersten Blick." Sie besteht aus Bildern, die sie mit ihrem Handy in genau dem Augenblick machen sollen, in dem sie ihren Partner das erste mal nicht mehr so richtig geil finden.

IM GROSSEN STIL UNERWARTETE FREIZEIT VERSCHENKEN

Man richtet ein Büro ein, das den ganzen Tag nichts anderes tut als bei Maklern, Professoren, Ärzten, Friseuren, WG-Zimmern usw. zahlreiche Termine auszumachen, die man dann nie einhält.

DEMOKRATISCHER KAPITALISMUS

Alle vier Jahre wird per Volksabstimmung entschieden, wie viel die unterschiedlichen Berufsgruppen verdienen sollten. Vor den Wahlen haben die gängigen Sparten die Gelegenheit, sich im Rahmen von Fernsehshows für Spitzengehälter zu empfehlen.

KOCHKUNST

Cornflakeskuchen, Leberwurstsuppe oder Miracolinester - man lässt Sterneköche die absurdesten Rezeptvorschläge von Lebensmittelverpackungen nachkochen und fotografiert die Resultate.

GROSCHEN-ROMAN

Man schreibt einen Roman, den man per 1 Cent-Überweisung auf den Kontoauszügen anderer Menschen hinterlässt.

KUNST MIT KRIMI-FAKTOR

Man verkauft ein Bild inklusive des Versprechens, innerhalb des nächsten Jahres einen spektaktulären Kunstraub daran zu begehen.

morgens, 26.11.2013

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SOFA-REISEN

Menschen, die unter Flugangst, Faulheit oder Finanznot leiden, können eine virtuelle Fernreise inklusive Solariumsgutschein und Stadtführung auf Google-Street-View buchen. Angereichert ist der Ausflug mit Links zu passenden Souvenirs im Online-Shop und manipulierten Erinnerungsfotos, im Anschluss bringt der Lieferservice landestypische Spezialitäten.

SKULPTUREN ERNST NEHMEN

Man startet eine Kampagne, etwa sehr hagere Skulpturen mit entsprechenden Hinweistafeln auszustatten, wonach sie die Realität verzerren und zu Magersucht anregen könnten.

AUTOMATEN-LYRIK

Man hackt öffentliche Fahrkarten-, Kaffee- oder Parkautomaten und schmuggelt heimlich Poesie oder anarchische Parolen in die Anweisungstexte.

GROSSER ADVENTSKALENDER

Man öffnet jeden Tag die Tür mit der entsprechenden Hausnummer in seiner Straße.

WORDING

Man erfindet neue Worte für Urlaub, Krankheit und Feierabend, um diese Momente schon aufzuwerten zu einem politischen Protest gegen die Leistungsgesellschaft.

SIMULTAN-COACHING

Man trägt einen kleinen Knopf im Ohr und ein Mikrofon am Jackenkragen. Darüber verfolgt ein Coach von zu Hause aus mit, was man im Tagesverlauf so alles hört und sagt. Er gibt dann live konkrete Verhaltenstipps und flüstert einem Formulierungsvorschläge ein.

KLEINES ZEITREISE-FEELING

Alle Fernseh-, Radiosender, Kinos, Zeitungen und das Internet versuchen einen Tag lang genau das Programm/die Inhalte zu reproduzieren, die am exakt gleichen Tag vor zwei Jahren gesendet, gezeigt oder gedruckt wurden. So viele Menschen wie möglich versuchen, sich mit ähnlichen Dingen zu beschäftigen, die Veranstaltungen zu besuchen, die sie an diesem Tag auf Facebook gepostet haben, die gleichen Mützen zu tragen wie auf den Fotos oder die gleichen Mails noch einmal zu verschicken, die sie auch vor zwei Jahren schon verschickt haben.

MÄNNERHANDTASCHEN

Man kauft Männern ihre Aktenkoffer ab und durchsucht sie nach potentiellen Kunstgegenständen. Die Ausstellung mit den Kofferinhalten in Glasvitrinen nennt man womöglich "Magere Ausbeutekunst".

KUNST-GESCHIEBE

Um die Akzeptanz von Kunst im Öffentlichen Raum zu erhöhen, montiert man unter die Werke fahrbare Sockel, so dass die Bürger sie wahlweise näher zu sich heran ziehen, (zum Beispiel vor die eigene Haustür) oder weiter von sich weg schieben können.

SYMPHONIE-ORCHESTER FÜR DIE GANZE STADT

Man näht nachts heimlich so viel Laub wie möglich an Parkböden und Gehsteigen fest, damit die Laubbläser möglichst viel zu tun haben und sich ihr lautstarkes Konzert über den ganzen Tag ausdehnt. Man bietet auch Kurse für besonders musikalische Hausmeister und verteilt Laubblas-Instrumente mit interessanten Klangfarben.

KUNST VON PROFIS

Man lässt mehrere Hardcore-Messies eine Zeitlang in den Galerieräumen wohnen und stellt die unterschiedlichen Ergebnisse dann als Rauminstallationen aus.

MARKTLÜCKE

Man gründet ein Medienunternehmen, das sich auf die Herstellung spannenderer Filme für die Überwacher von Überwachungsmonitoren spezialisiert hat.

KÜNSTLER ÜBERLISTEN

Man stellt Baselitz aus und montiert Rollschienen mit Fußhalterungen so an der Decke, dass die Ausstellungsbesucher die Werke kopfüber von der Decke hängend betrachten und so bequem von Raum zu Raum fahren können.

FORTSCHRITT DURCH TECHNIK

Man wiederholt eins zu eins die Kunstaktion von Sophie Calle aus dem Jahr 1981, die sich von einem Privatdetektiv beschatten ließ. Ziel ist zu prüfen, welchen Fortschritt die Technik seitdem gemacht hat.

AUCH MAL GEFÜHLE ZEIGEN

In einer großangelegeten Aktion befreit man Deutschlands Brücken und Geländer von den allgegenwärtigen Liebesschlössern, schmilzt die ganze Ladung ein und formt daraus einen riesigen Hundehaufen.

SOFA-TEST

Man überredet den Sprecher der 8-Uhr-Nachrichten, eine kleine OP durchführen zu lassen, die sein Gesicht und seine Stimme auf minimale, aber doch auch irritierende Weise verändert und wartet, welche Reaktionen das auslöst.

SLOW-TV

Man sendet ein Jahr lang in Norddeutschland ein deutlich verlangsamtes Kino- und Fernsehprogramm und schneidet dafür alle Szenen raus, in denen Action, Termine und Zeitdruck vorkommen. Am Ende des Jahres vergleicht man das Wohlbefinden der beiden Bevölkerungshälften.

TIERLIEBE ZWEI

Man fliegt die Zugvögel mit dem Airbus in den Süden und installiert für die Daheimgebliebenen Fußbodenheizungen in allen Baumkronen, Seen und Bächen.

AUCH INTOLERANZEN HABEN

Man bietet Tests, in denen sich Menschen auf neuartige Intoleranzen untersuchen lassen können. Es gibt Themenwochen zu besonderen Trendthemen wie Intoleranzen gegen unironische Gesichtzüge oder die Muster auf den Stoffbezügen öffentlicher Verkehrsmittel.

UMGEDREHTES THEATER

Man lädt Obdachlose und Analphabeten ins Theater, wo ihnen Bildungsbürger Szenen aus ihrem schönen Leben vorspielen.

AUCH MAL GERISSEN SEIN

Man lädt alle seine Freunde zu einer Kulturveranstaltung mit großem Buffet ein, die eh gesponsert ist, aber lässt sich von allen Geschenke mitbringen.

HILFE ZUM BESSEREN MENSCHSEIN I

Man bietet eine Entziehungskur, die aus Würsten mit steigender Gemüsekonzentration besteht.

GEGEN ÜBERTRIEBENEN OPTIMISMUS VORGEHEN

Man bestellt jemanden zum Blind Date, filmt ihn heimlich, ohne selbst auf der Bildfläche aufzutauchen, und schickt ihm später kommentarlos das Video.

SICH ENDLICH MAL WIEDER NETT UNTERHALTEN

Man inseriert seine Wohnung zu einem extrem günstigen Preis, gibt sich als Makler aus und führt dann Einzelgespräche mit den Interessenten, die angeblich in die engere Wahl gekommen sind.

WAHLVERWANDTSCHAFT

Wenn die Besitzer eines ereaders mit Wahlverwandtschafts-Funktion zum dritten Mal in Folge zeitgleich den selben Ort eines Romans betreten haben, wählen sich ihre Smarttelephone automatisch gegenseitig an.

KUNST FÜR ALLE III

An einer möglichst gut einsehbaren Stelle an einer Hauptverkehrsader der Stadt baut man die schönsten Baustellen und Verkehrsunfälle nach, Vernissage ist jeden Montag um neun Uhr früh.

GEGENAUFMERKSAMKEIT

Man stellt Kunst her, die möglichst unauffällig ist, also über die Fähigkeit verfügt, sich quasi chamäleonartig an jede Umgegungsfarbe und -struktur anzupassen und die, wo auch immer man sie anbringt, es einem ganz leicht macht, übersehen zu werden.

ELITENBILDUNG

Man testet die Kenntnisse der sogenannten Bildungselite und beruft sie bei Nicht-Bestehen von ihren Posten.

KUNST IST FÜR ALLE DA

Man bezahlt vor allem seine Putzfrau, im türkischen Gemüseladen und am Kiosk an der Ecke mit Geldscheinen, auf denen man vermerkt hat, dass sie nur für Produkte der Kunst wieder ausgegeben werden dürfen.

EINMAL AUSSENSEITER, IMMER AUSSENSEITER

Menschen, die mehr als zehn unerwiderte Freundschaftsanfragen haben, müssen auf allen ihren Facebook-Fotos rote Pappnasen tragen.

SCHLAFGUT-SCHEINE

Man bietet neben den ganzen Douglas-iTunes-Playstation-Telefonkarten-Karstadt-Gutscheinkarten in Drogeriemärkten und Postämtern auch Schlafgut-Scheine an, die der Beschenkte gegen die gewünschten Stunden ungestörten, sorgenfreien Schlafs eintauschen kann.

AUFTRAGSKUNST

Analog zu Auftragsbörsen für Handwerker wie myhammer und ähnlichem veranstaltet man eine Auktion für Künstler, auf der reiche Sammler sie beauftragen können, eine Tür neu zu streichen, ihr Hündchen abzupinseln oder einen Hocker für ihre Füße zu drechseln.

KORREKTE KUNST

Bildende Künstler, Galeristen und Sammler werden künftig verpflichtet, die Ökobilanzen ihrer Werke sowie die Arbeitsbedingungen und Gehälter ihrer Assistenten und Mitarbeiter auszuweisen.

BETHLEHEM

Man erfindet eine moderne Weihnachtsalternative für Menschen, die nicht mehr an die traditionellen Familienstrukturen glauben: Am Heiligen Abend fährt jeder Mensch an den Ort zurück, an dem er seine erste eigene Wohnung/WG-Zimmer/Studentenwohnheim bezogen hat. Gewonnen hat die Wohnung, in der an diesem Abend spontan die größte Party gefeiert wird.

WELT ALS KUNST

Die Kunst entsteht im Auge des Betrachters - wenn er durch eine eigens dafür gefertigte Brille schaut, die Alltägliches verzerrt und mit allerhand optischen Tricks versieht.

KÜNSTLER-MODEN

Anstatt ihrer Werke hängt man Fotos der Künstler selbst auf: Tuymanns, Hirst, Gursky - Doig, Baselitz, Polke, Richter, Immendorf - Dali, Braque, Picasso usw. jeweils nach Ähnlichkeit sortiert - auch um zu zeigen, dass es Geschmacksmoden gibt, was die Physiognomie des erfolgreichen Künstlers betrifft.

KONSUMENTEN-KRITIK

Ein großer Smartphone- oder Kosmetikhersteller nimmt sein beliebtestes Produkt vom Markt, um einen Aufschrei unter seinen Kunden auszulösen. Er führt das Produkt erst wieder ein, wenn sie versprechen, ihr konsumkritisches Verhalten zu überdenken und die tatsächlichen Machtverhältnisse zu reflektieren.

GEOGRAPHISCHE DEMOSKOPIE

An die Bürger der Stadt werden Kuckuck-Aufkleber vergeben, mit denen sie Stellen in der Stadt markieren können, über die sie sich besonders ärgern - Ampeln, die doof eingestellt sind; Getränkeautomaten, die nie funktionieren; Supermärkte mit hässlichen Kunden; Busse, in denen man zu dicht an anderen Menschen sitzen muss; Unterstände, in die es hineinregnet usf.

UMGEKEHRTES MUSEUM

Man stellt an einem Ort, den man erst im Jahr 2100 offiziell zum Museum erklären wird, schon mal Produkte aus, die bald zum Alltag gehören könnten: zum Beispiel den Ankunftswecker für selbstfahrende Autos, hautfarbene Memory-Sticks mit Ohr-Maschine-Schnittstelle fürs Gehirn, den digitalen Garten, sich selbsttragenden Koffer, die Versandtasche fürs Kleinteil-Beaming oder die Aufbewahrungsdöschen für Datenbrillen-Kontaktlinsen.

AGENTUR FÜR ASYL

Man gründet eine Beratungsagentur für Menschen, die eigentlich einen Asylantrag in Deutschland stellen wollten und hilft ihnen, stattdessen ein Aufenthaltsstipendium in einem Künstlerhaus zu bekommen. Dabei geht es natürlich fast ausschließlich um das Ausfüllen von Anträgen und Bewerbungsformularen, es gibt aber auch einen "Blitzkurs Zeitgenössische Kunstproduktion".

ANGEZEIGT

Man filmt Bewerber, die auf folgende Stellenanzeige geantwortet haben und stellt die Filme ins Netz: "*Harter Hund mit Führungsqualitäten gesucht.* Sie wissen: Business ist nichts für Weichlinge. Sie hätten als Vorgesetzter keine kleinlichen Bedenken, ihre Untergebenen zu mehr Leistung anzuspornen, sie zu kontrollieren und zu überwachen."

DEN ZAHLEN VERTRAUEN

Man versucht den gesellschaftlichen Wertewandel anhand von Mathematikschulbüchern der Jahre 1960 bis heute nachzuvollziehen, indem man die dort skizzierten Textaufgaben detailgetreu nachzeichnet.

INTEGRATIONSKURSE FÜR PROFESSOREN UND SCHRIFTSTELLER

Um insbesondere ältere Intellektuelle wieder besser in die aktuellen Diskurse zu integrieren und von peinlichen Abendlandsuntergangsabgesängen und populistischer Politikverdrossenheit abzuhalten, bietet man kostenlose Weiterbildungen zur zeitgemäßen Lebensführung, u.a. zur Bedienung von Internet, Smartphone und Ebook, zur praktischen Haushaltsführung zwecks Chancengleichheit bei der Erlangung der Herdprämie, vermittelt die Grundlagen der Politikwissenschaft und bietet altersgerechte Vorlesungsreihen zu den Errungenschaften des Abendlandes, etwa in Form von Bildungsreisen in Entwicklungsländer.

GRADGARNICHTSZUTUN-APP

Man entwickelt eine Handy-App, die keinerlei Funktion hat, außer dass man zu ihrer Benutzung besonders heftig wischen, kilometerlang scrollen und auf dem Display rumdrücken kann.

FAHR-GAST-FREUNDSCHAFT

Einmal im Monat bricht ein zufällig gewählter Linienbus aus dem üblichen Streckenplan aus und alle fahren zusammen mit dem Busfahrer nach Hause. Dort spendiert die BVG Kaffee und Kuchen.

ECHTE MÄNNER

Man lädt gesellschaftskritische Künstler wie Santiago Sierra oder Artur Zmijewski zum Kunst-Dschungelcamp ein, bei dem sie ihre eigenen Performance-Ideen - wie z.B. anderen KZ-Tattoos stechen, sie zum stundenlangen Erdlöcherausheben oder schwere Balken stützen zwingen - am eigenen Leib vorführen dürfen. Auch, um damit auf die prekäre Lage und weltweite Ausbeutung von Künstlern hinzuweisen. Gewonnen hat, wer zuerst zusammenbricht. Um die Einschaltquoten zu erhöhen, werden als nächstes Hermann Nitsch und Gunter von Hagen zum KUNST IRONMAN eingeladen.

AMAZON ANALOG

Man lässt Menschen, die man zufällig in der Bahn in die Lektüre eines Buchs vertieft angetroffen hat, ihr Buch rezensieren, verschriftlich und sortiert die Kurzrezensionen nach Titeln und pinnt sie dann so an die Türen von Bibliotheken und Buchgeschäften.

SCHWER VERDAULICH

Jeder Gast, der die Ausstellungsräume betreten möchte, muss vorher ein Glas mit Eiter austrinken. Und kann sich dann angucken, wie die Leute so aussehen, die eine ähnlich Kunstauffassung haben wie er selbst.

GERÜCHTEWETTLAUF

Man lässt drei der weltbesten Marketingagenturen aus den Bereichen Politikberatung/Pharma-Lobbyismus/Rüstungsindustrie absurde Behauptungen in die Welt setzen und misst nach einem Jahr, wie erfolgreich sie sich im Land verbreitet haben. Die Gerüchte könnten etwas sein wie: "Yoga ist krebserregend", "Merkel trennt privat ihren Müll nicht", "SPD-Wähler haben einen niedrigeren IQ als die der FDP", "Martin Walser ist schwul" o.ä.

GEFÜHLE WECKEN

Die Kunstaktion besteht darin, dass man bei Menschen an der Haustür klingelt und sich fünf Minuten lang überzeugend als Mitarbeiter des Finanzamts ausgibt: "Steuerprüfung." Dabei geht es unter anderem darum, den Menschen mit der Kunst wieder stärker emotional zu erreichen, ohne deshalb gleich romantisch oder kitschig zu werden.

WIEDER MEHR ÜBER WERTE DISKUTIEREN

Eine Woche lang tragen alle Menschen T-Shirts mit einem Aufdruck ihres monatlichen Einkommens, auch neben ihren Klingel- und Nummerschildern steht, was Wohnung bzw. Auto gekostet haben.

EIN NACHVOLLZIEHBARES LEBEN LEBEN

Man zieht ab sofort und bis ans Ende seines Lebens eine farbige, möglichst haltbare Linie hinter sich her, ringt seinen Angehörigen gar die Bitte ab, auch die letzten Meter bis zum Grab noch mit der Linie einzufärben.

VERBINDLICHE PRODUKTE

Man stellt Konsumprodukte her, die keinerlei Zweck erfüllen, außer im Leben ihres Besitzers für soziale Kontakte und ein kleines Abenteuer zu sorgen. So werden diese kleinen, chicen, äußerst handlichen und extrem sinnlosen Produkte weltweit ausgeliefert und mit unsichtbaren Chargennummern versehen. Irgendwann zur Urlaubszeit fangen sie dann an, mehrmals am Tag unerträglich zu piepsen und zu vibrieren, und das machen sie so lange, bis man es geschafft hat, auf der Welt eine der Personen ausfindig zu machen, die über ein Produkt der gleichen Chargengruppe verfügt wie man selbst.

RELIGIONSVERSICHERUNG

Der Religionsversicherungsschutz ist für alle Menschen, die sich zwar nicht durchringen können, an einen Gott zu glauben oder vom globalisierten Überangebot schlicht überfordert sind, aber dennoch in Fragen der Metaphysik lieber auf der sicheren Seite stehen. Servicepersonal übernimmt dann das Beten, in die Kirche gehen, Räucherstäbchenduft einatmen usw. für einen, ähnlich wie chinesische Arbeiter die Avatare von westlichen Computerspielern trainieren.

LEERE HIMMEL

Durch die rechtzeitige Gewöhnung an ihr Lieblingsfutter und mit Hilfe von Heizstrahlern versucht man in diesem Jahr weiträumig Zugvögel davon abzuhalten, wie sonst üblich in den Süden zu fliegen.

ROMANTIK-LOGISTIK

Man schafft eine eigene Tauschbörse für Menschen, die genug haben vom logistischen Aufwand ihrer Fernbeziehung. Die Idee ist, den eigenen Freund/Freundin bei einem Paar, das in die genau entgegengesetzte Richtung pendelt, gegen einen gleichwertigen Partner einzutauschen.

KULTURELLE SELBSTBESTIMMUNG

Man einigt sich schon jetzt auf den Namen und die stilbildenden Elemente der aktuellen Epoche (also wie die Zeit nach der Post(post)moderne heißen könnte), um diese Aufgabe einmal nicht den nachfolgenden Generationen zu überlassen. Im Zweifel wird künftig überwacht, ob eine ausreichend große Menge an Künstlern die Kriterien einhält.

IMMOBILE SOUNDART

Man bereichert Wohnungsangebote im Netz um Soundkollagen, die in ihren Innenhöfen aufgenommen wurden.

ANWOHNER-GEHWEGE

Künftig gibt es festgelegte Zeiten und Zonen, in denen Anwohner, Bürger und Touristen bestimmte Gehwege, Szene-Cafés, Freibäder und Parkanlagen benutzen dürfen. Ziel ist es, die Bevölkerung gleichmäßiger auf den Raum zu verteilen, lange Wartezeiten in Cafés zu vermeiden und den Tourismus auch in unterentwickelten Regionen anzukurbeln. Bei Verstößen wird man auf eigene Kosten an den Stadtrand gefahren. (Für Junggesellenabschiede gelten noch mal gesonderte Ausweichregionen.)

ANALOGE PRIVATSSPHÄREN-KONTROLLE

Einsatzteams schwärmen in den öffentlichen Raum aus, um die Menschen auf Verstöße gegen ihr Recht auf informationelle Selbstbestimmung hinzuweisen, z.B. wenn sie über mehrere Nachbartische hinweg gut hörbar über private Dinge plaudern; intime Produkte kaufen, während andere Kunden sie dabei beobachten könnten (und die Kassiererin sie womöglich aufgrund der Bankkarte auch noch mit Namen anspricht); oder wenn sie Ich-Botschaften auf ihren T-Shirts tragen.

ENDLICH MENSCHLICHERE MASCHINEN

Man entwickelt Maschinen, die sich untereinander angreifen und bekämpfen, sich dann aber auch gegenseitig helfen, sobald wirklich etwas kaputt gegangen ist.

GEGEN STÄNDIGE HITLER-GRÜSSE VON KÜNSTLERN

Der Bund fördert künftig Kurse für angehende Performance-Künstler, in denen sie die Gesten von Friedensnobelpreisträgern und unbescholtenen Bürgern einüben können.

MEHR KUNST VON LAIEN

Man bringt zum Beispiel einen Nachrichtensprecher dazu, sich für drei Sekunden während der Hauptnachrichten eine rote Nase aufzusetzen; einen Easyjet-Piloten, im Landeanflug noch eine Herzchen-Schleife zu fliegen; einen Gefängniswärter, einen gefährlichen Häftling freizulassen; einen Milliardär, die Aktienkurven für einen Tag extrem zu manipulieren oder einen Fußballer, kurz vor Abpfiff das entscheidende Eigentor zu schießen. Man stellt dafür hohe Honorare zur Verfügung und vermarktet das Ganze als Kunst-Performance.

MEHR SPASS IM VERKEHR

Man malt Verkehrsschilder, deren Geschwindigkeitsanzeigen aus Rechenaufgaben bestehen oder die einzig dazu dienen, zum höflichen Miteinander anzuleiten ("lassen Sie fremde Nummernschilder und Fahrer mit grauen Lockenfrisuren grundsätzlich vor!" o.ä.), bei Staus initiieren Polizisten am Stauanfang Stille Post und besonders schöne Autofarben bekommen an Autobahnraststätten Freigetränke.

DER NATUR HELFEN

Man verteilt an unbeliebte Strände gratis Duftspray der Sorte "Meeresbrise" und Badesalz.

FÖRDERUNG DES WELTGEMEINSCHAFTSGEFÜHLS

Jeder Mensch bekommt statt seiner Familie auf der Welt einen zufälligen Partner zugelost, mit dem er künftig sein Eigentum teilt und für dessen Wohlbefinden er verantwortlich ist.

EHRLICHE POESIE

Man schreibt Gedichte. Ihre Sätze stammen allesamt aus Mitschriften von Bargesprächen, die weit nach Mitternacht geführt wurden.

DIE STADT GEHÖRT ALLEN

Man konstruiert kleine Boxen, die Platz haben in einem Leinenbeutel am Fahrradlenker, die ausgeklappt aber zu schallisolierten und einbruchssicheren Aufenthaltskisten werden. Es gibt sie in unterschiedlichen Camouflage-Editionen, z.B. sehen sie aus wie Stromverteiler-Kästchen oder Kunst im Öffentlichen Raum, und man kann sie unauffällig z.B. in Büros, Museen, Flughäfen, Hotellobbys aufstellen oder unter die Zimmerdecke hängen, um dort ein kleines Nickerchen zu machen, schwere Bücher zu deponieren o.ä.

PRIVATER SUCHMASCHINEN-SERVICE

Man bietet einen kostenlosen Suchmaschinen-Service für Privatwohnung an. Dazu muss der Kunde lediglich zustimmen, dass seine Wohnung 24-Stunden-videoüberwacht wird. Der Bewohner kann dann jederzeit nachfragen, wo seine Schlüssel, der Korkenzieher oder die Geldbörse liegen - das Serviceteam schaut auf den vergangenen Filmaufnahmen nach, wann er sie das letzte mal in der Hand gehabt hat. Der Betreiber nutzt die Daten anonym zu Marktforschungszwecken und gibt sie nur im begründeten Verdachtsfall an die NSA weiter.

ZAHN UM ZAHN

Man rächt sich nach der 100. Autowäsche auch mal an den Pappeln und beklebt seinerseits ihre Blätter mit Pattex.

DIE NEUROWISSENSCHAFTEN ENDLICH ERNST NEHMEN

Man macht eine Ausstellung mit überdimensionierten Hirnscans und markiert bestimmte Areale, die irgendwie verworren, ironisch oder niedlich aussehen, um die Kunstideen darin zu verorten.

REPRÄSENTATIVER BESITZ

Man gibt all seinen Besitz auf. Dann kauft man sich nach und nach ingesamt die zweihundert Artikel, die derzeit bei Amazon jeweils in den verschiedenen Kategorien am meisten gekauft werden. Mit ihnen bestreitet man von nun an sein Leben. Das ganze Experiment dokumentiert man in Form von Kundenrezensionen auf Amazon: "Seit heute habe ich wieder einen Topf. Es ist wie mit dem Tisch gestern - er hat mein Leben eigentlich weniger verändert, als ich gedacht hätte ..." usw.

BUNTE ECKEN

Man verfüttert eine Woche lang an alle Hunde des Stadtteils verschiedene, verdauungsresistente Farbtöne.

BILDKORREKTUREN

Man untersucht, wie oft die Darsteller in Kinofilmen für mutiges Verhalten eher belohnt denn bestraft werden, und vergleicht das damit, wie sehr umgekehrt in der Realität Opportunismus und Duckmäusertum zu sozialem Aufstieg und gesellschaftlichem Ansehen führen. Daraus errechnet sich die Schadensumme, die man Hollywood in Rechnung stellt.

HAUS MIT LAUTSTÄRKEREGLER

Unter dem Motto "Unser Haus soll ruhiger werden" richtet man in Kooperation mit dem Arbeitgeberverband einen Service ein, mit dessen Hilfe man das individuelle Arbeitspensum seiner Nachbarn erhöhen kann, wenn sie anfangen, in Haus, Balkon oder Garten zu laut und gesellig zu werden, zu lange wach bleiben, ständig Partys feiern usw.

KUNSTHOTLINE

Wenn man ein Kunstwerk sieht, z.B. im öffentlichen Raum, das man nicht versteht, kann man bei der Hotline anrufen und bekommt sofort eine Erklärung. (Die Inhalte der Antworten bestehen aus 200 wiederkehrenden Satzteilen, die im Moment des Anrufs per Zufallsgenerator zusammengesetzt werden.)

ERNSTHAFT ÄNDERUNGSBEREITSCHAFT SIGNALISIEREN

Man fertigt ein Armband an, das man nach dem Anlegen nicht mehr entfernen kann und das jedes Mal kleine Elektroschocks austeilt, wenn man meckert, schlecht redet oder sich hetzt.

LIEBES KISSEN

Man entwickelt eine Art Tamagotschi für Erwachsene in Form kuscheliger Sofakissen, die warm werden und bestätigend schnurren, wenn man sie liebevoll anspricht, streichelt oder in den Arm nimmt. Wenn man nach längerer Abwesenheit in den Raum zurückkehrt, zeigen sie deutlich ihre Freude.

WIEDER MEHR GEMEINSAM UNTERNEHMEN

Man baut Wolkenkratzer, die auf Schienen stehen und zum Sommerurlaub ans Meer fahren können.

BILDER IM KOPF ERFORSCHEN

Man lässt für eine Gruppenausstellung zehn sehr unterschiedliche, zeitgenössische Künstler spontan aus der Erinnerung die Mona Lisa malen. Die Bilder stellt man neben ihren eigenen Werken aus, um so zu untersuchen, wie ihr persönlicher Stil auch auf ihre Bilder im Kopf abfärbt.

MODE MIT ABSTANDSHALTER

Man entwickelt Kleidung, die automatisch kleine Stacheln ausfährt, wenn man sich in der Anwesenheit bestimmter Personen unwohl fühlt.

FAHNDUNGSFOTOS

Man bietet einen Service, bei dem man sich von einem Künstler jeden Morgen die Schlüsselszenen seiner eigenen Alpträume nach dem Vorbild eines Phantombildes rekonstruieren lassen kann.

FITNESSABENTEUER

Man entwickelt suggestive Audiokunst für Menschen, die im Fitnessstudio trainieren: "Setze dich auf das Gerät zu deiner Rechten. Schließe deine Augen. Stell' dir vor, du würdest einen dicken Mann in die Luft heben, dem soeben Griffe aus dem Rücken gewachsen sind. Versuche, so wenig wie möglich zu Atmen. Hörst du die Geräusche, die aus den Maschinen kommen? Sie flüstern dir etwas zu. Merke dir das Passwort! Nun gehe weiter auf das Laufband. Siehst du den Kunden neben dir? -- Schau jetzt bloß nicht so auffällig hin! - Er versucht, deine Maschinen mit der Kraft seiner Gedanken zu manipulieren. Du musst jetzt versuchen, ihn zu überholen. Stelle das Band Schritt für Schritt auf eine höhere Geschwindigkeit, bis du die höchste Stufe erreicht hast. Murmele mehrmals das Passwort. Springe jetzt mit einem schnellen Satz vom Laufband. Merkst du, wie sich deine Umgebung heimlich weiter bewegt? Du bist einige Minuten in die Zukunft gereist! Du solltest jetzt besser zurückrudern, bevor das einer bemerkt ..."

KARTENKUNST

Man entwirft neue, leicht gedehnte Straßenkarten, denen zufolge überall im Stadtkern riesige, beheizbare Schwimmbäder, kleine Berge und verwunschene Märchenwälder vorgesehen sind, so dass man auf dem Weg ins Büro noch ein bisschen Sport treiben und die frische Luft genießen kann.

KUNSTRAUB IM DIENST DER ÖFFENTLICHKEIT

Man scannt die Yellowpress und entsprechende Fernsehformate, in denen Prominente bei sich zu Hause abgelichtet wurden, um zu prüfen, ob im Hintergrund womöglich hässliche Kunstgegenstände zu sehen waren. In dem Fall bricht man gezielt bei den Leuten ein, um die Werke gegen etwas Geschmackvolleres einzutauschen.

FÜR WOCHENENDAUSFLÜGE

Man baut in einem Freizeitpark ein Unternehmen nach, das exakt aussieht wie ein normaler Betrieb. Nur dass die Leute vor der Arbeit Eintritt zahlen.

NOCH EIN FREIZEITPARK

Man erklärt einen Teil der Stadt zum Freizeitpark. Hier funktioniert alles wie im normalen Leben, nur dass die Menschen gutmütig und gelassen miteinander umgehen, weil es ja um nichts geht und niemand eine besondere Bedeutsamkeit für sich beanspruchen kann.

MENSCHENSORTIERANLAGE

Man lädt Menschen zur Vernissage und splittet sie schon am Eingang in Grüppchen, und zwar immer anhand von konkreten Fragen, wie in einem Pflanzenbestimmungsbuch: "Finden Sie, dass man an einer roten Ampel unbedingt stehen bleiben sollte? Dann gehen Sie bitte links weiter!" "Können Sie Ihre Fritzbox zu Hause selbst einrichten? Dann rechts." "Sind Ihnen Freunde wichtiger als ihr Partner?" "Mussten Sie als Kind beim Autofahren auf kurvigen Gebirgsstrecken auch immer kotzen?" "Würden Sie lieber ökologisch korrektes Hundefutter kaufen als an Unicef spenden?" usw. Am Ende sind mehrere Grüppchen entstanden, die den ganzen Abend lang voneinander getrennt bleiben, sich aber durch Glaswände hindurch weiter betrachten können.

KUNSTBENEFIZ

Hundert Kunstideen werden auf einer Auktion versteigert. Die Erlöse gehen an eine Gesellschaft, die sich um Künstler mit Burn-Out kümmert.

INTERMEDIALITÄT

Man wartet in der Nähe eines Kinos, in dem gerade ein nervenaufreibender Psychothriller gezeigt wird. Zuvor hat man sich möglichst detaillgetreu in die bösartigste Gestalt des ganzen Films verwandelt. Wenn die Menge aus dem Kino strömt, schlendert man beiläufig an ihr vorbei.

GEGEN DIE INNERLICHKEIT

Man baut ein umgekrempeltes Haus, bei dem die Möbel, Sanitäranlagen, Wasserleitungen, Kabel und Amaturen an der Außenseite befestigt sind, während sich im Inneren des Hauses der Garten, die Hofeinfahrt und die Garage befinden.

ENDLICH MEHR KONTROLLE FÜR DIE MEDIEN

Man entwickelt Medien, die weniger Spaß machen, wenn man sie nicht oft genug benutzt. Wenn man nicht mindestens 10 Stunden am Tag surft, drosselt sich das Internet; das Fernsehbild verschwimmt, wenn man die drei täglichen Kontrollfragen zum laufenden Programm falsch beantwortet usf..

WIRTSCHAFT ANKURBELN

Man richtet in Supermärkten eine zweite, schnellere Kasse ein für Menschen, die ein monatliches Mindesteinkommen von über 20.000 Euro nachweisen können, gewährt ihnen 30 Prozent Rabatt auf alle Dienstleistungen, außerdem dürfen sie künftig die Busspur benutzen, auch reservierte Plätze von Deutsche-Bahn-Kunden einfordern, bekommen eine Wählerstimme mehr und werden per Gesetz bei der Vergabe von Transplantationsorganen bevorzugt.

ZEITMANAGEMENT

Man entwickelt eine Uhr, die automatisch langsamer geht, wenn es einem gerade gut geht. Man kann sie per Knopfdruck wieder beschleunigen, wenn man gelangweilt, krank oder traurig ist.

KUNST VERTRAUEN 1

Das Werk besteht darin, dass man die gesamte Staatsbibliothek einmal von Z nach A komplett um- und sofort im Anschluss daran wieder in die alte Ordnung zurücksortiert, ohne die Performance auch nur mit einem einzigen Video, Beweisfoto o.ä. zu dokumentieren.

KUNST VERTRAUEN 2

Das Werk besteht darin, dass man Diamanten mit Beton überzieht und zu ihrem eigentlichen Wert anbietet.

SURVIVAL DESIGN

Analog zu Funktionskleidung, die Stadtmenschen gegen Schneekatastrophen und Schlangenbisse schützt, entwickelt man Inneneinrichtung mit Survival-Charakter: Tapeten, die Wirbelstürmen trotzen, erdbebenerprobtes Porzellan, schusssichere Bettwäsche und Buchwände mit integrierten Lawinenmeldern.

AUDIOGUIDES FÜR KUNSTHÄUSER

Man produziert Audioguides für die etablierten Kunsthäuser, mit deren Hilfe ein Hörer die ausgestellten Kunstwerke möglichst weitläufig umgehen kann. Der Guide weist stattdessen auf heimliche Zugänge, Baumängel, die Kammern des Reinigungspersonals und versteckte Sicherheitsanlagen hin. Er verrät die Vornamen, Hobbys und kleinen Schwächen des Wachpersonals oder führt - falls vorhanden - zu einem besonders schönen Blick aus dem Fenster.

BLICKWINKELFRAGEN

Man fälscht die berühmtesten Gemälde der Kunstgeschichte. Dabei gibt man die Motive zwar in Stil, Gegenstand und Relationen penibel exakt wieder, zeigt sie aber immer von unten, - bildet also die Schuhsohlen und Rockschöße der Mona Lisa ab, einen trüb-schmutzigen Seerosenteich aus dem Wasser heraus betrachtet, den Staub unter der Matratze des armen Poeten usw. Vom Action Painting bleibt dann nur ein dünner, farbiger Strich.

TEIL EINER UNDERGROUND-BEWEGUNG SEIN

Man gründet eine geheime Gesellschaft, deren Mitglieder einander nur an verdeckten Codes (eine kleine Antenne am Handy) erkennen und sich über verschlüsselte Botschaften (in Ebay-Kleinanzeigentexten) verständigen, um immer wieder total sinnlose, gemeinsame Aktionen zu planen, z.B. einen Tag lang ziehen alle zwei unterschiedliche Paar Schuhe an, oder alle kaufen um zwölf eine Bifi im Kiosk um die Ecke.

GLÄNZENDER AUFTRITT

Man macht auf die Minute genau jeden Tag exakt das Gleiche: Aufstehen, Duschen, Büro, Aerobic, Buch lesen, Partner küssen, einschlafen o.ä. - und lässt sich dabei von einem bekannten Hollywood-Team filmen, das daraus dann jeden Tag den immer gleichen Film herstellt. Legt man nach zahlreichen Drehtagen die Filme zu einem einzigen übereinander, wird bestenfalls sichtbar, dass man das tägliche Einerlei mit deutlich mehr Eleganz und Würde bestreitet.

GUT MIT SCHRUMPFENDEN KULTURETATS KLARKOMMEN

Man richtet die nächste Land-Art-Ausstellung im Schrebergartenverein aus.

EINRICHTUNG NEUER MASSENMEDIEN

Künftig können Menschen in Mietshäusern über die Abwasserleitung miteinander sprechen, wenn sie zeitgleich in der Badewanne liegen, Fahrradfahrer mit dem gleichen Helmmodell können sich über Freisprechanlagen austauschen, Brieftauben verkehren zwischen allen ungeraden Hausnummern und von einer täglich wechselnden, geheimen Telefonzelle im öffentlichen Raum gelangt man direkt auf das Handy des Bürgermeisters.

AUFKLÄRUNG ÜBER DIE ESSENTIELLEN LEBENSLÜGEN IV

Im Netz können Menschen anonym in Kalendern Zeiten markieren und eintragen, was sie vorgaben, in dieser Zeit gearbeitet zu haben, obwohl sie in Wirklichkeit absolut gar nichts getan haben.

KUNSTWETTBEWERB

Man verliert testweise einen ganzen Stapel Portmonnaies, die den Papieren zufolge wahlweise Pablo Picasso, Hermann Hesse, Zarah Leander oder Heinz Rühmann gehören müssten und wartet ab, welche am häufigsten zum Fundbüro gebracht werden.

RE-ENACTMENT

Man bringt den Aufbau von Ikea-Schrankwänden nach alten Bauanleitungen zur Wiederaufführung.

GUTGEMEINT

Man verkleidet sich als Friedenstaube und erschreckt Bundeswehrsoldaten hinter Kasernenecken. Man backt Brot aus Geld. Man schreibt Gebete gegen Krebs, bringt vor Lidl Wegweiser zum nächsten Ökosupermarkt an und richtet für Migrantenkinder Gratis-Geburstagsfeten in Kunstausstellungen aus.

BÜRGERSTYLE-GRAFFITI

Es wird eine Verordnung erlassen, die jeden Bürger zum Mitführen eines Eddings verpflichtet. Damit hat er ein Dollar-Zeichen auf Straße oder Gehweg zu zeichnen, sobald er an Freiheit, Sex oder Widerstand denkt.

KURZER FILM MIT VIEL WASSER

Man spült fünf unterschiedliche, angeblich wasserabweisende Handymodelle bei laufender Videokamera die Toilette herunter. Anschließend ortet und birgt man die Handys und zeigt ihre Aufnahmen auf einem Kurzfilmfestival.

DEMOKRATIE

Die Erwerbstätigen aller Länder, die gerne zwei Monate mehr Urlaub im Jahr und das doppelte Gehalt hätten, sammeln Geld in einer Stiftung. Davon bestechen sie Politiker, die das Gesetz dann durchsetzen.

INTERNATIONALE WETTBEWERBSFÄHIGKEIT

Man bestellt gleichzeitig bei Pizza Hut, einem Asia Imbiss und einem griechischen Lieferservice und guckt, wer zuerst da ist.

OLDSCHOOL

Man verschickt über einen internationalen Spammailverteiler die Nachricht, dass man eine Brieffreundin sucht.

SCHNEEBALLSYSTEM

Man bittet hundert Eskimos, einen großen, handbeschrifteten Umschlag voll Schnee zu schicken. Die Ausstellung besteht aus den durchweichten Umschlägen, die es tatsächlich bis nach Deutschland geschafft haben.

MEDIENKUNST

Als wichtigsten Kommentar zur wiederkehrenden Debatte, wie wenig zeitgemäß doch die nationalen Pavillons auf der Biennale in Venedig seien, beschließen die deutschen Zeitungen einhellig, über alle Beiträge zu berichten, nur nicht über den deutschen.

ANDERE SICHTWEISEN KENNENLERNEN

Man baut in ein Haus lauter begehbare, maßstabsgetreue Räume, in denen man zum Test mal eine Zeitlang beispielsweise wie die Made im Speck, wie ein Erdmolch oder eine Kopflaus leben könnte.

MIETMENSCHEN

Menschen, die sich schon immer einen großen Bruder, strengere Eltern, eine Frau, einen Angestellten, ein Baby oder trotz Allergie einen Hund gewünscht haben, können einen für eine Woche mieten. Man spielt die Rolle dann gestreng nach den Fantasien und Vorgaben, die zuvor vertraglich fixiert wurden.

LOCKERUNGSÜBUNG

Man sortiert die Zimmer seiner Wohnung nach völlig neuen Kriterien, z.B. in den Flur alles, was mit B anfängt: Bad, Bett, Bücher, Barbies, Beton. Ins Zimmer zum Hof kommt nur Grünes bis 50 Kilo, der Balkon ist reserviert für Produkte mit Doppelnamen. Und in das Schlafzimmer wird alles verfrachtet, was man am Tag mindestens zehn mal berühren möchte: Kaffeetasse, Computertastatur, event. Partner.

NEXT GENERATION GRAFFITI

In dieser nächsten Form kunstvoller Sachbeschädigung geht es darum, ganzen Stadtteilen über Nacht jegliche Art von Farbe zu entziehen. Am nächsten Morgen schauen die Menschen auf komplett weiße Hauswände, Teerstraßen, Schilder, Ampeln.

FERTIGKONSUM

Man designt Töpfe, Schränke, Tupperwaren, Bücher-Regale, CD-Ständer und Löffel, deren Zwischenräume/Innenflächen praktischerweise bereits gefüllt sind.

MAXIGOLF

Man gestaltet einen echten Golfplatz, der aussieht wie ein überdimensionaler Minigolfplatz. (Und vermutlich unspielbar ist.)

LANDSCHAFTSPFLEGE

Man bürstet Wälder, streichelt Gebirge und versucht, Grasnarben zu heilen.

ALTERNATIVER FILMPREIS

Man zeichnet den Film aus, bei dem deutschlandweit in Videotheken am häufigsten die Leihfrist um mehr als eine Woche überschritten wurde.

SICHERHEITSGESELLSCHAFT

Die Schau "Die Gefahren des Alkohols im Haushalt" zeigt vor allem Aufnahmen von brutalen Schnittverletzungen, Haushaltsmittelverätzungen und aus der Wand gerissenen Gardinenstangen. Außerdem werden gepolsterte Helme und Ellbogenschoner für Hausfrauen und Putzpersonal ausgestellt.

DIE ZEIT FESTHALTEN

Man fotografiert jeden Tag so viele Kalender-Apps und Programme wie möglich dabei, wie sie auf den neuen Tag umspringen.

LEBENSWERK

Im Rahmen der Serie "Menschen wie du und ich" wird kontrolliert, ob Mitbürger das Zahnpflegeheft ihrer Krankenkasse lückenlos gepflegt und die Treuepunkte ihres Supermarkts ordnungsgemäß aufgeklebt haben. Wer beides vorweisen kann, bekommt einen kleinen Pokal überreicht.

DIE GEILSTE KUNST

Man schneidet aus Pornofilmen alle Szenen heraus, in denen Kunst- oder Designgegenstände zu sehen sind und nutzt das Material dann für einen informativen Lehrfilm über die Werke.

GERECHTE VERTEILUNG

Um auch ihrem Publikum zumindest einmal im Leben das Glücksgefühl großer Auftritte zu verschaffen, ermöglichen öffentlich geförderte Theater ihren Zuschauern, als Preisträger an stilecht nachinszenierten Oskars- oder Nobelpreis-Verleihungen teilzunehmen. Die Teilnehmer können dann auf der großen Bühne ihre Preise entgegen nehmen, sich von einer Gruppe ausgeflippter Fans nach einem Rockkonzert feiern lassen, Dankesreden verlesen, ihr Lebenswerk kommentieren osä. Die Angehörigen der Kulturindustrie sind zu Jubel, Klatschen und ausgelassener Begeisterung verpflichtet.

BESSER LEBEN

Man lässt sich jeden Tag satt des Speiseplans der eigenen Mensa oder Kantine anzeigen, was Königen Elisabeth oder Fürst von Monacco in Kürze zu speisen gedenken.

WENIG BLEIBT

Man verpflichtet sich monatelang zu absoluter Schweigsamkeit und lässt ein Aufnahmegerät mitlaufen. Gespeichert werden aber nur die Situationen, in denen man wirklich absolut keine andere Wahl hatte, als das Schweigegelübde zu brechen und mit seinen Mitmenschen zu kommunizieren.

ANTI-BOURGEOISIERUNG

Man erhebt eine Zwangsabgabe auf Suhrkamp-Bücher, selbstdesignte Taschen aus LKW-Planen und Opernkarten, um daraus Aufenthaltsstipendien, Begabtenförderungen und Austtauschprogramme für Kassiererinnen, Umzugsunternehmer und Imbissbudenbesitzer zu finanzieren.

KELLERFUNDE

Im Rahmen der Architektur-Biennale wird der grässlichste Keller der Stadt ausgezeichnet. Die Experten-Jury besteht aus Kindern etwa im Alter der entführten Natascha Kampusch.

BERICHTERSTATTUNG VON UNTEN

Man stattet ein riesiges Reporter-Team von Ratten, Spinnen und Spatzen mit winzigen Kameras und Mikrofonen aus und setzt sie in der Nähe von großen Firmen, Banken und politischen Institutionen aus. Ihre Mitschnitte werden live per Funk ins Netz übertragen, die Standorte erscheinen als blinkende, rote Punkte auf einer Map.

MISSION IMPOSSIBLE

Man sendet geübte Missionare wie die Zeugen Jehovas in die Hipster-Bezirke der Stadt, um dort alle Kunstbeflissenen zu einer Umschulung zum Beispiel in Pflegeberufe und andere stark unterbesetzte Branchen zu überreden.

QUALITÄTSVERBESSERUNG IM ÖFFENTLICHEN RAUM

Man installiert riesige, schneeweiße Plakate vor die Überwachungskameras der Stadt, um ihnen einen vernünftigen Weißabgleich zu ermöglichen.

DEUTSCH ZU DEUTSCH

Man schreibt eine neue Synchronfassung für das laufende Fernsehprogramm, so dass man bei Bedarf den Fernseher stumm schalten und die Tonspur wechseln kann. Dieser Text lässt das Gezeigte auf einmal interessant und vielschichtig erscheinen, weist auf kleine Bilddetails, Hintergedanken und Zusammenhänge hin.

HÖFLICHKEIT IM DIGITALZEITALTER

Man beantwortet alle Spammails, die man bekommt, so aufrichtig und gewissenhaft wie möglich ("habe grad glücklicherweise keine Potenzprobleme, haben Sie herzlichen Dank für Ihr Angebot", "eine Frau aus Russland kommt wegen der Sprachbarriere für mich eher nicht in Frage, danke", "besitze schon einen Doktortitel", "würde mein Kapital sehr gerne in Nicaragua verdreifachen, befürchte aber, dass es sich bei dieser Mail um einen Betrugsversuch handelt" usw.), muss am Ende sogar ein eigenes Team einstellen, um all der Emails Herr zu werden.

GRUNDRAUSCHEN

Man veranstaltet jeden Sonntag einen alternativen Presseclub mit Obdachlosen, um zu erfahren, was von den Themen, die in den Medien so debattiert wurden, bis zu ihnen vorgedrungen ist.

OBJEKTIVER GLÜCKSVERGLEICH

Drei Leute nehmen ein Jahr lang an allen Preisausschreiben teil, derer sie habhaft werden können und stellen ihre Ausbeute am Ende des Jahres aus.

FOTOALBUM

Man macht Leute ausfindig, die zu zweit auf einem Google Street View-Foto zu sehen sind und befragt sie dann, in was für einem Verhältnis sie heute zueinander stehen.

PLOTKONSTRUKTION

Man schickt bekannten Autoren jeden Mittwoch den Artikel unten links auf Seite 2 des Lokalteils eines Provinzblattes. Nach einem halben Jahr interviewt man sie zu den Thesen, die sie sich über den Sinn des Ganzen gebildet haben.

ZWISCHEN DEN ZEILEN

Man untersucht die Horoskope der letzten Jahrzehnte, um an ihnen den Wertewandel abzulesen, zum Beispiel in Sachen Liebe, Geld und Freundschaft.

UNSICHTBARER SUPERMARKT

Man protokolliert einen Tag lang genau, wie sich die Menschen durch einen Supermarkt bewegen und reinszeniert diese Massen-Choreografie dann 1 zu 1 auf einem völlig leeren, öffentlichen Platz.

MOST WANTED

Die Ausstellung zeigt Bilder, die sich in den letzten Jahren bei Ikea, in Baumärkten sowie über Postershops im Internet am besten verkauft haben, also mutmaßlich auch derzeit am häufigsten in deutschen Wohnzimmern hängen.

WUNSCHKONZERT

Man wünscht sich ein Jahr lang bei Radiosendern auf der ganzen Welt nur Songs, die vom Wünschen handeln, und schneidet dann die Anmoderationen zusammen.

AUTOMATISIERTE GRÜNANLAGE

Man sät auf allen Grünanlagen der Stadt Blumen, die im erblühten Zustand das Wort: "Mähen!" ergeben.

MEDIENTEST

Man schreibt Leserbriefe, die aus Versatzstücken rechtsextremer Parteiprogramme bestehen, und guckt, welche Zeitungen sie abdrucken. .

ANDEREN LEUTEN ZEIT SPAREN

Man leiht nacheinander alle Krimis der Stadtbibliothek aus und vermerkt immer auf Seite 20, wer der Mörder ist.

NÄCHSTENLIEBE

Man erwirbt einen Berg teurer Markenklamotten, schreibt mit Edding "Gott ist eine Spaßbremse" oder "Wer glaubt ist doof" drauf und wirft sie dann in die Sammelcontainer der Caritas.

GEGEN DIE GENTRIFIZIERUNG

Man veranstaltet große Anti-Gentrifizierungs-Demos in den ärmsten Wohnghettos der Stadt (Osdorfer Born, Marzahn o.ä.): "Wir wollen hier keine schnuckeligen Cafés, Ökosupermärkte und niedliche Lädchen - unser Ghetto soll scheiße bleiben!" Falls sich nicht genug Einheimische finden, weil die z.B. durch mehrere Ein-Euro-Jobs zeitlich zu eingebunden sind, übernehmen Bürgerkinder aus St. Pauli, Kreuzkölln oder Altona die Rolle der Demonstranten.

NATURLIEBE

Man siedelt zahlreiche Maulwurfsfamilien rund um das Gelände der Internationalen Gartenschau in Hamburg an und filmt dann die heimlichen Gegen-Maßnahmen der Veranstalter.

GEGENKULTUR

Man hängt seine Bilder an den Orten im öffentlichen Raum auf, die von Sprayen mit besonders aufwendigem Graffiti versehen wurden, und zwar einfach direkt darüber. (Vielleicht bewacht man die dann auch noch, oder sichert sie mit Stacheldraht und Elektrozäunen.)

NICHT LÄCHELN

Eine Woche lang verbietet man sich selbst das Lächeln und protokolliert, wie es sich damit durchs Leben geht.

NUR ABDRÜCKE

Man markiert eine Woche lang alle Berührungen mit einem Filzstift am eigenen Körper, fertigt einen Abdruck von sich an und drückt dann alle Regionen leicht ein, die im Laufe der Woche von einem anderen Mensch berührt wurden.

ABDRÜCKE II

Man macht Gipsabdrücke der Wolken am Himmel.

BEVÖLKERUNGSBEFRAGUNG

Man bitte alle Menschen, die in ihrem Job zufrieden sind, nächsten Mittwoch einen roten Pullover anzuziehen und ihre Haare mit Pfirsichschampoo zu waschen.

FÜTTERUNG

Jeden Tag zur gleichen Zeit stellt man ein Dutzend Pfandflaschen an die immer gleiche Stelle im Park und filmt dann wie in einer Tierdoku, was damit passiert.

MASSNAHME FÜR MEHR AUFRICHTIGKEIT

Man verbreitet einen Virus, der Emails automatisch an alle diejenigen weiterleitet, die in ihnen namentlich erwähnt werden.

GUTES TUN FÜR MINDERHEITEN FOLGE II

Man stellt ein kleines Starterset zusammen mit Malutensilien, Likörrezepten und gymnastischen Entspannungs-Übungen, das Frauen überreicht wird, sobald sie sich für ein Leben am Herd und mit Ehegattensplitting entscheiden. Erreicht ihr Mann den Spitzensteuersatz, liegt dem Paket auch noch ein kleiner Ratgeber zur Gründung von Boutiquen, Journalistenbüros oder Ateliers bei.

BESCHWERDEHOTLINE FÜR ALLES

Bei dieser Nummer können Leute anrufen, die sich eigentlich bei einer Unternehmens-Hotline über ein Produkt beschweren wollten. Unter dieser kostenfreien Nummer können sie ungehindert ihre Sorgen auf ein Band sprechen, das dann nur von ausgewählt gutmütigen und emphatiebegabten Menschen abgehört wird, z.B. im Rahmen von Kunstausstellungen.

RALLEY MONTE FLENSBURG

Für dieses Autorennen kann man sich nur qualifizieren, wenn man es in der Verkehrssünderkartei in Flensburg unter die Top 20 gebracht hat.

MENSCHENVERSTÄNDIGUNG

Man bietet Sticker an für Menschen, die gerne von anderen netten Menschen angesprochen werden würden, obwohl ja alle immer so tun, als würden sie das total schlimm finden.

GUTES TUN FÜR MINDERHEITEN FOLGE I

Um ausländischen Mitmenschen die Pflege ihrer kulturellen Gepflogenheiten in der Fremde zu erleichtert, bietet man ihnen in Deutschland eine Agentur zur Vermittlung von Zwangsehen bei Kindern, - eine Mischung aus Online-Partnerbörsen und Facebook. (Das hilft womöglich auch, die Kinder durch regelmäßigen Austausch z.B. von Sandkasten-Bildern im Internet frühzeitig aneinander zu gewöhnen.)

HAUS-MODEN

Auf der nächsten Bau- und Architektur-Ausstellung präsentiert man riesige Mützen für Dächer, Scheibenwischer und getönte Brillen für Fenster sowie warme Socken in XXX-L.

TIERE MÖGEN II

In dem Restaurant kommen nur Tiere in den Topf, die üblicherweise als Haustiere gehalten werden.

KRITISCHES MEDIUM

Die Auszeichnung "Theater des Jahres" geht 2013 an das Haus, bei dem das gehobene Milieu der Dauerkartenbesitzer besonders stark von der Häufigkeit abweicht, mit der im Programmheft Begriffe wie "kritisch", "politisch" und "vom Rand der Gesellschaft" verwendet werden.

SPIELEN

Man baut bewaffnete Spielzeugpanzer, Mini-Bomber, Drohnen und leiht sich alibi-halber ein Kind von Freunden, um auf den Spielplätzen der Umgebung einen Vernichtungszug gegen das Spielzeug der Nachbarskinder zu führen.

GEHEIMNISBESITZ

Wem hat Helmut Kohl sein Ehrenwort gegeben, war Bettina Wulff früher Prostituierte, wurde Uwe Barschel ermordet, mit wem hatte Papst Benedikt eine Liaison? Die Antworten auf diese Fragen wurden den Eingeweihten abgekauft, ihre Aufzeichnungen in dekorative Glasschatullen geschweißt und als Sammlerstücke verkauft. Sie zerstören sich allerdings von selbst, sollte man versuchen, sie zu öffnen.

ZU GERICHT

Man kocht die Leibspeisen berühmter Diktatoren nach. Zu den Gerichten wird ausserdem aus ihren selbstverfassten Gedichten und Lieblingsbüchern rezitiert.

WORKSHOPS FÜR KÜNFTIGE AMOKLÄUFER UND TERRORISTEN

In Workshops lernen potentielle Teilnehmer u.a., wie sie Splitterbomben bauen, läppische Pamphlete verfassen, in denen sie der Gesellschaft die Schuld an ihrem persönlichen Versagen zuschieben und trainieren, auf Hundebabys und behinderte Kinder zu schießen.

TEST

Man bricht alle Kontakte zu allen ab und wartet, bis/ob einen jemand sucht.

TIERE MÖGEN I

Man sammelt viele Insekten, Fliegen und Spinnen und hält sie - wie Schmetterlinge im Botanischen Garten - in einem begehbaren Pavillon. Am Eingang ziehen die Besucher Brillen auf, die alles um sie herum extrem vergrößert erscheinen lassen. Highlights des Familienausflugs könnten die Fütterungen werden. Es lassen sich gegen kleines Geld auch eigene Futter-Beutel mit Kot, Aas und Unrat erwerben.

WETTBÜRO FÜR KÜNFTIGE KUNSTIDEEN

Schreibt Martin Walser in seinem nächsten Roman überraschenderweise über alte Männer, die sich in junge Frauen verlieben, wird Jeff Koons als nächstes Computerspielfiguren für Kim Jong-Un animieren und geht es im kommenden Essayband von Peter Sloterdijk womöglich um Googles Datenbrille? Womit tritt Damien Hirsts als nächstes auf den Plan, was könnte Gunter von Hagen eigentlich noch plastinieren, welchem Thema wendet sich Lars von Triers in seinem nächsten Film zu? Das Kunst-Wettbüro nimmt den Einsatz entgegen und ermittelt Quoten für die Feuilletons von morgen.

FÖRDERUNG BENACHTEILIGTER ZOOTIERE

Man geht jeden Tag in den Zoo und versucht dem Tier, das besonders wenig Aufmerksamkeit von den Besuchern bekommmt, durch die Gitterstäbe hindurch ein kleines Kunststück beizubringen - auch wenn das Jahre dauert und kaum Fortschritte erkennbar sind.

UNTERNEHMENSKUNST

In einem Unternehmen, das normierte Tonvasen in einer langen, automatisierten Fertigungskette herstellt, verstellt man abends an den Maschinen und Fließbändern alle Parameter und guckt, was dann auf einmal für ein Werk dabei herauskommt.

SIE BETRETEN HIER DAS SIEGERKLO

Man befragt zwei Wochen lang die Nutzer/innen im WC-Bereich eines Restaurants nach ihrem Jahreseinkommen und notiert dann, für welche der Kabinen sie sich entscheiden. (Es stehen von rechts nach links sechs Kabinen nebeneinander und gegenüber eine etwas größere Behindertentoilette zur Verfügung.) Die Toilette mit dem höchsten Jahreseinkommen bekommt am Ende im Rahmen einer kleinen Festlichkeit eine Auszeichnung verliehen.

KUNSTPÄDAGOGIK

Um Kinder aus sozial benachteiligten Gebieten besser an die Kunst heranzuführen, werden statt Rutschen, Schaukeln, Sandkisten usw. auf ihren Spielplätzen künftig nur noch zeitgenössische Kunstwerke aufgestellt.

IRRITATION

Wenn Menschen ihre Mäntel und Jacken an der Opern-Garderobe abgeben, nutzt man die Zeit während der Aufführung, um winzige Details zu verändern. Man legt z.B. die Taschentücher und Schlüsselbünde von der rechten in die linke Tasche, versetzt minimal einen Knopf oder ergänzt an passender Stelle einen zweiten, man bessert offene Nähte oder kleine Macken aus, bügelt und entfusselt ihre Krägen.

TANZENDE FENSTERFRONTEN

Moderne Behörden-Gebäude, deren Jalousien bzw. andere Sonnenschutz-Mechanismen automatisch auf Sonneneinfall reagieren, bestrahlt man bei dunklem Wetter so rhythmisch mit einem kräftigen Lichtstrahl, dass sich ein kleines Fensterladen-Ballett ergibt.

DEKONSTRUKTION

Das Öl-Gemälde erzählt eine Geschichte in zehn Teilen, die allerdings in mehreren Schichten direkt übereinander aufgetragen wurden. (Sie bilden also nun auf der Leinwand ein etwa zehn Zentimeter dickes Relief.) Der Sammler kann sich entscheiden, immer wieder eine Schicht abzutragen, um zum darunterliegenden Bild, also zum vorangegangenen Geschehen zu gelangen. Damit allerdings ist das jeweils darüberliegende Bild für immer zerstört.

SPEKULATION

Das Kunstwerk wird gehandelt wie ein Termingeschäft im Wertpapierhandel. Nach einer bestimmten Zeitspanne (das ist im Kaufvertrag so festgeschrieben), muss der Sammler es bei Sothebys weiter versteigern, ganz gleich, ob es an Wert gewonnen oder verloren hat oder ob er es eigentlich lieber behalten würde.

MATERIAL-EIGENSCHAFTEN

In einer beliebigen Straße der Stadt klingelt man jeweils an den Haustüren von Nr. 1 bis 50. Man befragt wie in der Marktforschung immer den ersten, der öffnet, und zwar nach dem Produkt in seiner Wohnung, dem er am meisten eigenen Willen, Charakter, Ähnlichkeit, Einfluss auf das eigene Denken und Handeln unterstellt. Das Produkt löst man aus, indem man es ihm neu kauft. Die benutzten Originale werden in Vitrinen ausgestellt.

HEIMLICHE GALERIE

Die Galerie hat gar keine eigenen Ausstellungsräume, sondern versteckt ihre Kunstwerke überall im öffentlichen Raum, zum Beispiel in einem Schließfach mit Nummerncode, auf einer zusätzlich eingefügten Buchseite in der Stadtbibliothek oder einem Kästchen, dessen exakte geographische Daten/Codes/Seitenzahlen erst in Erfahrung gebracht werden müssen.

STASI ZWEI

Auch Westdeutsche können ihre Stasi-Akte anfordern: Allerdings müssen sie die Akte dafür erst einmal in Auftrag geben. In der Folge werden Freunde befragt, die Familie bespitzelt, verdächtige Umtriebe beobachtet, Reisen protokolliert und die Recherche ausführlich in einer Akte niedergeschrieben, die man dann ein Jahr später zugeschickt bekommt.

BLICKKAMERA

Der gleiche Mann geht in unterschiedlichen Aufzügen: Polizeiuniformen, Anzug, Hipster-Klamotte, Funktionsjacke, Obdachlosenoutfit immer wieder durch eine belebte Einkaufsstraße, in seiner Brille ist eine kleine Kamera installiert, die aufzeichnet, wie und von wem er angeschaut wird.

STADT-BILDER

Alle Bewohner z.B. Kölns fahren gleichzeitig einen Tag lang in den Urlaub, damit man eine menschenleere Stadt fotografieren kann.

REDE-KUNST

Man bittet reihum prominente Politiker, Schauspieler, Sportler, Wettermoderatoren, in eine ihrer nächsten öffentlichen Reden möglichst geschickt das Wort "Gurkenscheibe" einzubauen und dokumentiert, wie lange es dauert, bis es irgendwem auffällt.

OFFSHORE-URLAUB

Jeden Monat verlost die Weltbank unter allen Sozialhilfeempfängern eine Fotoreise zu den schönsten Offshore-Inseln.

MASSNAHME ZUR VERBESSERUNG DER MENSCHHEIT

Man finanziert und verbreitet Studien, wonach Menschen, die sich häufig sehr mies gegenüber anderen verhalten, mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit an Krebs erkranken.

abends, 7.4.2013

PLATONISCHE DROHNEN

Die eigentliche Ausstellung wird in einem unzugänglichen Kriegsgebiet aufgebaut, aber man schickt kleine Drohnen mit Videokameras durch die Räume, um die Aufnahmen dem Kunstpublikum in Echtzeit zu übermitteln.

02:20:09, 5.4.2013

DIKTATOREN-TÄNZE

Man übt die gelungensten Choreografien von Massentänzen für Diktatoren ein und führt sie anstatt von Flashmobs auf öffentlichen Plätzen auf.

KOLLEKTIVE TRAUMDEUTUNG

Die Träume von Menschen werden auf einer Website gesammelt und nach Themen, den beliebtesten Gegenständen und Plots sortiert. Ziel ist es herauszufinden, inwiefern Träume beeinflusst werden vom Wetter, dem Fernsehprogramm oder besonderen gesellschaftlichen Ereignisse am gleichen Tag.

BEWEISFILME

Slow-Motion-Kameras, die zusätzlich über die Fähigkeit zu extremer Vergrößerung verfügen, werden an kritischen Stellen in Zimmerecken, an Computerkabeln und Pulloversäumen angebracht, um die Entstehung von Wollmäusen, Kabelsalat und diesen Knötchen an Lieblingsklamotten auf frischer Tat ertappen zu können.

ANTI-POP

Man versucht einen Film oder Roman oder Song zu schreiben, der völlig ohne Zitate und Bezüge zu bereits bestehenden Filmen, Romanen und Songs auskommt.

GRUPPENBILD ZWEI

In einem Hochhaus öffnet man jeweils bis zum 15. Stock hinauf die grundrissgleichen, übereinanderliegenden Wohnungen und lässt die Ausstellungsbesucher die Standorte von Bett, Küchentisch und Fernsehgerät (zum Beispiel) vergleichen. Die Bewohner haben sich für weitere Nachfragen zur Verfügung zu halten.

GRUPPENBILD EINS

Man bittet jeweils zufällig zusammengesetzte Menschenansammlung sich gemeinsam auf das Mitglied der Gruppe zu einigen, das ihrer Meinung nach am besten für die Besetzung der Rolle des Opfers/Helden/besten Freund/Anführers in Frage käme und fotografiert die Gruppen mit den entsprechenden Beschriftungen.

WERBEKAMPAGNE

Eine gewaltige Werbekampagne mit Fernsehspots zur besten Sendezeit und Plakaten, die das Stadtbild deutscher Großstädte über Wochen dominieren, wirbt mit fluffigen Slogans und ausgesprochen angenehmen Adjektiven und Musiken für ein Produkt, dessen Name für immer geheimgehalten wird.

KUNSTRAUB

Ein unbekannter Künstler fängt an, alle Ideen umzusetzen, die auf dieser Website stehen und wird daraufhin von amerikanischen Spitzenanwälten verklagt.

WERKBESITZ

Im Auftrag eines Konzerns kauft man das begehrteste Werk auf einer der nächsten großen Kunstauktionen - möglichst eines, von dem schon im Vorfeld zu lesen war, was für eine seltene Ausnahme es ist, dass es noch einmal in den Handel gekommen ist - und übermalt dann einen Teil des Werks mit dem Porträt des Vorstandsvorsitzenden.

WEGGUCKEN

Das Werk verschwindet, je länger und öfter es angeschaut wird.

GESCHMACKSZWILLINGE

Man bringt Leute zusammen, die auf Amazon im Verlauf der letzten drei Jahre mindestens 30 identische Produkte bestellt haben und interviewt sie zu ihrer Lebenseinstellung.

MASH-UP

Die fünfzig größten deutschen Sammler benennen ihr aktuelles Lieblingsstück, daraus wird das perfekte Durchschnitts-Kunstwerk ermittelt.

WEITERBILDUNG

Anstelle von 1-Euro-Jobs, Leiharbeit und Bewerbungstrainings werden Langzeitarbeitslose von den Arbeitsagenturen künftig zu Kursen in Bildender Kunst gezwungen. Wer sich verweigert, verliert den Anspruch auf Hartz-4.

ALGORITHMEN

Die Persönlichkeitsprofile von Versuchspersonen werden mit Beobachtungen korreliert, wie sie die täglichen Dinge im Haushalt organisieren (ob sie Bürste, Lappen oder einen Schwamm benutzen, wie sie den Tee kochen, ob sie Küchenpapier benutzen, den Müll trennen (sogar Bio?), wie sie die Eier zubereiten, ob sie die Kaffeebohnen selbst mahlen, die Böden wischen, fegen oder saugen, ob sie Weichspüler oder Sparschäler einsetzen usw.), um daraus eine grundsätzliche Typologie des menschlichen Charakters zu entwerfen.

TRAUM-ERHEBUNG

Jeden morgens um sechs Uhr ruft man zehn Zufallsnummern an, stellt das Aufnahmegerät ein und fragt die Person am anderen Ende der Leitung dann, was sie gerade gedacht hat.

VERHÜLLUNGS-AKTION

Man bekäkelt die unterirdischen Abwasserrohre in einem kompletten Stadtbezirk mit goldener Wolle.

VERGANGENHEITSKORREKTUR

Menschen, die mit ihrem bisherigen Leben unzufrieden sind, können sich von bekannten Schriftstellern bessere Plots für ihre Vergangenheit verfassen lassen. Die neuen Erzählungen werden dann mit Hilfe von Verhaltenstherapeuten so lange eingeübt, bis sie von eigenen Erinnerungen nicht mehr zu unterscheiden sind.

TOURISMUS

In einem Entwicklungsland begleitet man wohlhabende Menschen beim Gang in ein Reisebüro, wo sie gerade eine Reise nach Deutschland gebucht haben und sich nun über die Hygiene- und Sicherheitsstandards sowie die kulturellen Gepflogenheiten des Reiseziels informieren.

HANDLUNGSANWEISUNGEN ZWEI

Als Vorlage dienen die Katalogtexte einer besonders gefeierten Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Man bittet eine Klasse von chinesischen Kunststudenten, einzig nach Vorlage dieser Kunstkatalogtexte die Werke erneut zu schaffen und wiederholt mit diesen Werken die Ausstellung.

HANDLUNGSANWEISUNGEN EINS

Man nimmt Werkbeschreibungen der letztjährigen Turner-Preisträger, wählt nach dem Zufallsprinzip jeweils einen Satz daraus und kombiniert die einzelnen Sätze zu einer Handlungsanweisung. Diese sollte möglichst akribisch befolgt zu einem neuen Kunstwerk führen.

GELD ODER LÜGE

In einer Art Spielshow werden frischverheiratete Paare beim Verlassen des Standesamts abgepasst und aufgefordert, sich eine bislang verschwiegene Untat oder Schwäche oder Lüge zu gestehen. Das Publikum wählt unter den Teilnehmern das übelste Geständnis aus. Die Gewinner erhalten eine unvorstellbar hohe Summe Geldes.

GARTEN DER WÜRSTE

In der Ausstellung kann man durch einen riesigen Garten flanieren, der aus überdimensionalen Würsten, Sülze, Mortadella, Speck und Leberkäse besteht.

WESENSKERN

Der Künstler lässt sich einen winzigen Teil seines Gehirns entfernen und stellt ihn in einer Vitrine aus, auf einer Schale zerstoßenen Eis.

mittags, 26.2.2013

REZEPTION 2

Man malt ausschließlich die Details aus bekannten Kunstwerken nach, die am häufigsten besprochen wurden.

STILLE POST-PERFORMANCE

Ein Künstler führt seine Performance vor einer Webcam im öffentlichen Raum auf (z.B. vor einer Kamera, die eigentlich den aktuellen Zustand einer Skipiste ins Netz überträgt oder die Ereignisse im Pandakäfig von San Diego). Der nächste Künstler antwortet vor einer anderen Webcam irgendwo auf der Welt, indem er sich auf die Performance des Vorgängers bezieht, und so fort.

REZEPTION 1

Man schreibt zahlreiche Kunstwissenschaftler und Kritiker an und bittet sie für einen Katalog um die positive Besprechung eines noch unbekannten Künstlers, dessen Werk angeblich 2014 im Hamburger Bahnhof in Berlin gezeigt werden soll und der bereits Werke für fünfstellige Beträge nach Saudi-Arabien und China verkauft habe. Für die "besondere Herausforderung", heißt es dazu in dem Anschreiben, wird eine hohe Aufwandsentschädigung gezahlt. Auf Fotokopien sind Ausschnitte des Werks zu sehen, in Wirklichkeit handelt es sich dabei um die Abschlussarbeiten des örtlichen Volkshochschulkurs "Aquarellmalerei". Anschließend stellt man die Bilder, die positiven Besprechungen, Absagen sowie die mahnenden Honorarforderungen aus.

EGO

Man tauscht den Text von Wellness-CDs zur Selbsthypnose ("Erfolgreicher durch Autosuggestion", "Endlich mehr Freunde", "Traumreise zu mehr Selbstbewusstsein", "Schlank im Schlaf" o.ä.) gegen eine Hypnose aus, in der den Menschen eingeredet wird, dass sie sich eigentlich besonders schmutzig, verklebt und lästig vorkommen müssten und verteilt die CDs kostenlos vor Biosupermärkten.

GRUNDLOS FERTIGMACHEN

Man wählt eine zufällige Person aus, der man über Wochen lauter Ärgernisse bereitet: man lässt ihr die Luft aus dem Reifen, fängt ihre Post ab, durchschneidet die DSL Leitung zum Haus, schleust einen Virus auf ihren Rechner, kauft ihre Lieblingsprodukte in den umliegenden Supermärkten weg, verstopft mit Spaßanrufen die Leitung, schreibt gegenstandslose Mahnungen, - was immer einem einfällt. Nach vier Wochen klärt man die Person über die Maßnahme auf.

GHOSTPAINTING

Im Auftrag prominenter und wohlhabender Menschen, die inzwischen nicht mehr nur Sammler, sondern auch selbst Kreative sein wollen, werden Auftragswerke in einem passenden Stil gefertigt und unter ihrem Namen ausgestellt.

METASTASEN

Man fertigt aus Silikon, Wolle o.ä. große Skulpturen von Geschwüren, Krebs und Metastasen nach dem Vorbild berühmter Krankheitsfälle an und lässt sie an Schnüren von der Decke baumeln.

SCHAUKÄSTEN

In Glaskästen sind Ameisenhaufen oder Termitenhügel, die Erdlöcher von Käfern, Würmern oder anderem Getier untergebracht. Die Schaukästen können zu Hause wie Bilder über das Sofa gehängt oder auf den Boden gestellt werden. Kleine Lichtschranken im Inneren, Vergrößerungsgläser sowie Projektionen von Überwachungskameras aus dem Erdinneren sorgen für zusätzliche Einblicke.

MENSCHEN-AUSSTELLUNG 2

Ein Café voller Menschen. Die Tür schließt sich. Man wird aufgefordert, sich im Fünf-Minuten-Takt an den Nebentisch zu setzen. Nach dem Gespräch notiert man spontan, welche Geschichte man dem Unbekannten gerne andichten würde. Am Ende darf man alle Geschichten, die sich andere über einen ausgedacht haben, mit nach Hause nehmen.

11:55:19, 7.2.2013

MENSCHEN-AUSSTELLUNG 1

Auf die nächste Vernissage kommen die Leute mit einer Kleidungsfarbe, die ihre Haltung ausdrückt. Rot (albern), schwarz (etwas schwierig), Grün (erfolgsorientiert), Weiß (emotional), Blau (genießerisch) und Gelb (intellektuell). Weitere Kunst wird in den Räumen natürlich nicht ausgestellt - die Besucher selbst sind die Ausstellung.

22:09:11, 6.2.2013

ENDE DER MALEREI

Ein Computerprogramm wird erstellt, das auf den Pixel genau alle potentiell möglichen Bildkomposition in allen potentiell möglichen Farben, Materialien und Formen berechnet - auch wenn das Programm Jahrtausende bräuchte, um alle Kombinationen zu ermitteln, entlastet doch allein schon die theoretische Möglichkeit dazu von jeder weiteren Malambition.

KLIMASCHUTZ

Um die Erderwärmung in Folge des Klimawandels zu verhindern, schicken Künstler eine Atombombe ins All und sprengen einen Teil der Sonne ab. Der Raketenstart wird im TV übertragen.

GEISTERBAHN

Auf dem Hamburger Dom oder dem Oktoberfest oder einem ähnlichen Jahrmarkt wird eine Geisterbahn von innen in eine Galerie umgewandelt, das Kunst-Publikum und die restlichen Besucher vermischen sich.

BLICKKRAFT

Man stattet alle Besucher eines Sozialamts über zwei Wochen lang mit Augenkameras aus; wertet die Daten aus. Am Ende werden all die Ecken und Muster und Flecken, auf die am meisten gestarrt wurde, so hergerichtet, dass sie ganz abgenutzt aussehen.

POLITISCHE KÜNSTLER

Alle Berliner Künstler verzichten einen Monat lang auf das Kunstmachen und gehen stattdessen arbeiten: Lehramt, Babysitten, Buchhaltung, Webdesign o.ä. Von dem Lohn kaufen sie dann Hartz 4-Empfängern ihre Stimme bei der nächsten Bundestagswahl ab, für eine Partei ihrer Wahl, z.B. die FDP.

PARANOIA

Alle Teilnehmer versuchen eine Woche lang, ihre privatesten Daten an Internetunternehmen zu verkaufen. Wer den höchsten Preis erzielt, hat gewonnen.

ZEIT DER ABRECHNUNG

Gründung einer Anti-Gema, die bundesweit registriert, wer welche Musik hört, Vorträge besucht und Kunst anguckt. Am Jahresende stellt sie den Künstlern eine Rechnung für die Aufmerksamkeit, die sie bekommen haben.

SÜSS

Ein bekannter Süßigkeitenhersteller verwechselt einen Tag lang in der Produktion seiner Schokoladenherzen Zucker mit Salz und mischt die Packungen unter die Chargen für den weltweiten Vertrieb. Die Herzen werden zu begehrten Sammlerstücken.

FREMDBESTIMMT

Man definiert fünf Experten für verschiedene Lebensbereiche z.B.: Geld, Liebe, Karriere, Freundschaft, Gesundheit. Eine Woche lang ruft man jedes Mal den zuständigen Experten an, bevor man eine Entscheidung trifft: Gehe ich zum Sport, treffe ich Freunde, was esse ich zu Mittag etc. und dokumentiert seinen Tagesablauf so akribisch wie möglich.

PRIVATHÖRSPIEL

Man verschickt ein Päckchen mit einem laufenden Aufnahmegerät und ultrasensiblen Mikros darin. Der Empfänger deponiert es eine Nacht über in seinem Schlafzimmer und schickt es dann an einen nächsten weiter. Das geschieht zehn Mal, bis das Päckchen wieder an den Anfangsort zurückgekehrt ist. Dort wird es geöffnet und aus dem Material eine Stunde mit den besten Aufnahmen zusammengeschnitten.

AUFTRAGSKUNST

Von wohlhabenden Personen des öffentlichen Lebens werden ausgenommen hässliche Ganzkörper-Porträts hergestellt, die vor allem die gut recherchierten optischen Schwächen dieser Menschen betonen. Die Porträtierten werden über bevorstehende Ausstellungen und die fünfstelligen Preise der Bilder informiert, um sie so dazu zu bewegen, die Bilder selbst aufzukaufen.

SCHMUGGELMADES

Das bestehende Sortiment von Kaufhäusern, Drogerien und Supermärkten wird heimlich erweitert, indem Readymades auf Produktebene in die Geschäfte geschmuggelt werden - Zahnbürste auf Teekanne, Luftpumpe an Käsereibe, Sockenlöffel, Schaufelschwämme o.ä. - mit Preisschild und Barcode versehen und somit bereit, von Jedermann gekauft zu werden.

NICHTS

Bei der nächsten Biennale in Venedig findet die Ausstellung in dem deutschen Pavillon hinter verschlossenen Türen statt. Es wird niemand hineingelassen; über den tatsächlichen Inhalt der Schau kann daher nur spekuliert werden. Trotzdem ist sie wahnsinnig aufwendig und kostspielig und es wird eine feierliche Eröffnungsrede gehalten.

EXISTENZBEWEIS

Man schaltet auf der ganzen Welt in Zeitungen und Fernsehen und auf Plakatwänden ein Fahndungsfoto seiner selbst, verbunden mit der Aufforderung, dass sich alle Menschen melden sollen, denen man im Leben schon einmal begegnet ist.

KASSIERER/INNEN ENTLASTEN

Man trägt bei jedem Super/Drogeriemarktbesuch einen Aufnäher mit dem Schriftzug: "Ich habe keine Payback-Karte und möchte auch keine Treuepunkte sammeln - Danke!"